Ihr Vorgänger Boris Johnson war der Schweiz von Herzen zugetan.

Er prägte das Wortspiel «Britzerland» und machte damit deutlich, dass die beiden Länder vieles verbindet: Sie bekennen sich zur Eigenständigkeit gegenüber der EU – vom Freihandel bis zur Forschung sind die gemeinsamen Interessen offenkundig.

Auch Johnsons Vorgängerin Theresa May hatte ein grosses Herz für die Schweiz: Jahr für Jahr verbringt sie ihre Ferien in den hiesigen Bergen genauso wie Thronfolger Prinz Charles.

Mit der neuen Premierministerin Liz Truss wird sich das ändern: Von ihr sind keine Emotionen für die Schweiz bekannt, sofern sie überhaupt welche hat. Für sie ist unser Land ein unbedeutender Fleck auf der europäischen Landkarte.

Truss interessiert sich ohnehin nicht gross für den Kontinent und fährt gegenüber der EU eine deutlich härtere Linie als ihre Vorgänger. Diese wahrten den Anschein von Jovialität und liessen eine Bereitschaft zur Zusammenarbeit erkennen.

Ganz anders Truss: Sie hält von Brüssel gar nichts und fährt EU-Enthusiasten wie dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron offen in die Parade.

Und das Zaudern der Deutschen gegenüber Moskau im Ukraine-Krieg ist ihr ein Graus.

So werden sich die tonangebenden EU-Mitglieder bald reumütig an den bisherigen «Bad Guy» Boris Johnson erinnern, der wenigstens noch von «unseren europäischen Freunden» sprach.

Daran denkt die nächste Gebieterin in der Downing Street schon gar nicht.

Genau deshalb bleibt zu hoffen, dass sie dank ihrer EU-Aversion dereinst doch noch die Gemeinsamkeiten mit der Schweiz entdeckt – gerade im Verhältnis zu Brüssel.

Immerhin hat sie vor zwei Jahren Bundesrat Guy Parmelin kennengelernt, als die Schweiz und Grossbritannien ein Handelsabkommen unterzeichneten – den gleichen Vertrag hat das Königreich mit Nordmazedonien oder Südkorea.