Eine Meldung, die in diesen Tagen in den Medien zirkuliert, lässt aufhorchen: «Bereits zwölf Femizide in diesem Jahr in der Schweiz – allein drei davon im Raum Zürich innerhalb von nur sechs Wochen.» Als Femizid gilt ein Mord an einer Frau aus «geschlechterspezifischem Grund».

Der jüngste Fall in einem Wohnblock in Bülach ist durchaus bezeichnend. Gefahndet wir nach einem 47-jährigen Afghanen, der seine 29-jährige Frau (ebenfalls aus Afghanistan) niedergestochen hat. Sowohl mutmasslicher Täter als auch Opfer sind mit dem Aufenthaltsstatus B angemeldet. Diesen erhalten Geflüchtete nach ihrer Anerkennung.

Zwar werden Femizide in der Schweiz nicht offiziell erfasst. Aber das Bundesamt erhebt, wie viele Personen innerhalb einer aktuellen oder ehemaligen Partnerschaft oder im Familienkreis getötet werden. Und diese Zahlen spiegeln ein tristes Bild: 2023 waren es 25 solche Tötungsdelikte – sechzehn Mal waren Frauen das Opfer, vier Mal Mädchen.

Mit anderen Worten: 2023 wurden in der Schweiz monatlich ein bis zwei Frauen von ihrem Partner, Ex-Partner oder einem Familienmitglied getötet.

Gian Beeli, Co-Direktor des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG), bemüht sich, kein Öl ins Feuer zu giessen. Seine Ausführungen gegenüber den Zeitungen von Tamedia klingen aber schon fast ein bisschen naiv: «Die Ursachen für Femizide sind multifaktoriell: Häufig geht es um finanzielle Nöte, gekoppelt mit einer anstehenden Trennung oder einer psychischen Erkrankung», sagt Beeli. Auch Drogen- und Alkoholkonsum könnten eine Rolle spielen. Je mehr Risikofaktoren zusammenkämen, desto gefährdeter sei eine Frau.

Auf die Ausländerthematik geht Beeli nicht ein – wohl ganz bewusst. Fakt ist aber: Dort, wo die soziale und gesellschaftliche Stellung der Frau schwach ist, liegt die Hemmschwelle für männliche Gewalt tief – zum Beispiel in Afghanistan, zum Beispiel in diesem Wohnblock in Bülach.