14:08. 13:08. 10:34. 10:03 – das sind keine Resultate von Landhockeyspielen oder die Kilometerdurchgangszeiten von (trägen) Marathonläufern. Das sind die Nachspielzeiten an einem beliebigen Vorrundenspieltag der Fussball-WM in Katar.

Dauerten Fussballspiele bisher (inklusive Extrazeit) maximal 95 Minuten, beträgt die Zusatzschicht in Katar oft schon in der ersten Halbzeit fünf Minuten und mehr.

Die Fifa erklärt dieses Novum mit einer Steigerung der effektiven Spielzeit. Schiedsrichterchef Pierluigi Collina sagte schon vor der WM: «Wir wollen nicht, dass es in einer Halbzeit nur 42 oder 43 Minuten aktives Spiel gibt. Das ist nicht akzeptabel.» Er rechne mit «sieben, acht oder neun Minuten Nachspielzeit». Das bedeutet konkret: Jede Verzögerung während des Spiels soll am Schluss nachgespielt werden.

Es gibt allerdings noch eine andere Erklärung für die verlängerte Präsenzzeit. Und dabei geht es nicht um den Spielfluss, sondern um den Geldfluss. Im Finanzbericht der Fifa für die Rechnungsperiode 2015 bis 2018 werden im Marketingbereich Einnahmen von 1,6 Milliarden Dollar ausgewiesen. Weil der Weltverband seinen Ertrag ausschliesslich an der WM-Endrunde generiert, lässt sich diese Summe auf 64 Spiele reduzieren. Das macht 25 Millionen pro Endrunden-Partie – oder 277.000 Franken pro Minute.

Zwar ist es nicht so, dass in der Nachspielzeit in Katar nun automatisch der grosse Geldregen einsetzt. Aber ein früherer Finanzchef des Weltverbands sagt: «Durch die verlängerte Sichtbarkeit der Bandenwerbung und die vergrösserte Präsenz der Marketingpartner steigt die Fifa mit starken Argumenten in die Rechte-Verhandlungen für die Endrunde 2026.» Kommt dazu, dass in vier Jahren erstmals mit 48 Mannschaften gespielt wird.

Oder mit anderen Worten: Noch mehr Partien (80). Noch längere Spieldauer. Noch mehr Geld.