Die Lager driften auseinander: das bellizistische und das realistische.

Waren die Zweifel an Waffenlieferungen in die Ukraine anfangs pazifistisch motiviert, mehren sich die Stimmen der kühlen Vernunft. Nicht ohne Grund gilt sie den moralisierenden Heissspornen als empathiefrei.

Für diese in Medien und Politik hochprominente Gruppe hat der Krieg nur ein mögliches Ende: einen ukrainischen Sieg.

Erst kürzlich haben die G-7 ganz offiziell die ukrainischen Kriegsziele unterschrieben: Wiederherstellung der territorialen Integrität einschliesslich der Krim.

Damit ist jede Verhandlungslösung vom Tisch; mit der G-7-Entscheidung haben die Washingtoner und Kiewer Falken den Westen in der Hand. Unablässig wirbt man in Kiew für mehr Unterstützung, mehr Waffen, mehr westliches Engagement.

Allein die drei Worte «einschliesslich der Krim» verbürgen einen langen Krieg. Ihre Halbinsel werden die Russen verteidigen wie 1941 Moskau und Leningrad.

Solche Aussichten rufen die Realisten auf den Plan: Das Editorial Board der New York Times hat die brutale Frage schon gestellt: Wo liegen denn die amerikanischen Interessen im Ukraine-Krieg?

Da geht es nicht um «Sterben für Kiew». Es geht um die Bedeutung der Region für die Rivalität des Jahrhunderts. Und die liegt in der Herausforderung der USA durch China.

Europa ist Zaungast, keinesfalls entscheidend. Und die europäischen Werte, am Ende auch die territoriale Integrität des einen oder anderen europäischen Staats, sind Verhandlungsmasse, wenn es um die Wurst geht.

Da kann Europa so viel Waffen liefern, wie es will.