Ein Führer, der nicht liefert, wird abserviert. Das gilt auch für den russischen Präsidenten.

Natürlich gibt es Putsch-Gerüchte.

Da ist Ramsan Kadyrow, Putins politischer Ziehsohn im Nordkaukasus. Seit Kriegsbeginn spielt er sich ominös in den Vordergrund. Als einzigen unter den Gebietsherren adressiert Putin ihn öffentlich mit Du – das lässt aufhorchen.

In der Vorwoche traf Kadyrow sich mit dem Verteidigungsminister – was legitimiert den Chef eines von 85 Föderations-Subjekten, mit dem Armeechef zu kungeln?

Wird der Tschetschenen-Führer zum Zünglein an der Waage?

Sergei Schoigu, der glücklose Verteidigungsminister, hätte längst entlassen gehört; umso nachvollziehbarer, dass er seine Haut zu retten sucht.

Schoigu, Kadyrow und andere gehören zu den Silowiki, den Repräsentanten der militärischen und Geheimdienst-Strukturen. Wie es heisst, unterhält Kadyrows Prätorianer-Garde, die Kadyrowzy, im staatseigenen Hotel President gegenüber dem Kreml ein riesiges Waffenlager.

Wenn ein Machtwechsel bevorsteht, dann sicher nicht im Stil westlicher Demokratien.

Gehandelt werden zwei Lager, auf der einen Seite die Silowiki, auf der anderen die Vertreter der wirtschaftlichen Vernunft: die Zentralbankchefin Elwira Nabiullina, Premierminister Mischustin und andere.

Der Ausgang dürfte offensichtlich sein; gegen die Machtmenschen hat die Vernunft keine Chance. Dennoch fehlt beiden Lagern ein geeigneter Prätendent.

Dieser Umstand befeuert das spektakulärste Szenario – der Korruptionsjäger Alexei Nawalny wird vom Federal Security Service aus dem Gefängnis geholt und darf in dessen Namen regieren.

Patriot und Nationalist war er ja immer schon.