Ich habe schon viele Börsen-Crashs erlebt.

Am schlimmsten war wohl der Crash von 1987, als der Dow-Jones-Index am 19. Oktober um 22,6 Prozent einbrach. Auch die Schweizer Börse korrigierte um 11,5 Prozent, tags darauf um weitere 4 Prozent.

In den Folgejahren versuchten mehrere wissenschaftliche Institutionen, auch das US Federal Reserve, die Ursachen zu ergründen.

Sie stellten folgendes Umfeld fest: In den USA stieg die Inflation damals von Ende 1986 bis Oktober von 1,3 auf 4,3 Prozent an. Die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen kletterte von 7,1 auf 9,5, die kurzfristigen Fed-Funds-Zinsen von 6,9 auf 7,3 Prozent.

Zum Franken schwächte sich der US-Dollar von 1.66 bis Oktober auf 1.50 ab. Die Wirtschaft wuchs bis September zum Vorjahr mit real 3 Prozent, in den Folgequartalen sogar noch stärker. Die Arbeitslosenrate sank von 6,6 auf 5,9 Prozent.

Auch wenn die Zinsen im Vergleich zu heute wesentlich höher standen, so kamen die Wissenschaftler doch zum Schluss, dass es keine eindeutigen Gründe für diesen plötzlichen Kurseinbruch gab.

Umfragen kurz nach dem Crash führten allerdings auch die hohen Handelsbilanz- und Budgetdefizite der USA, Computerprogramm-Verkäufe und Spannungen im Mittleren Osten ins Feld.

Aber wie schon oft in unsicheren Zeiten genügt bereits eine medial hochgespielte schlechte Nachricht, um die Börsenstimmung zu verderben. Auch Aktien, die mit diesen Nachrichten in keinem Zusammenhang stehen, werden kursmässig zusammengeprügelt. Diese Aktien gilt es aufzuspüren.

Kurz nach dem Börsencrash 1987 ging ich in Europa auf eine Erkundigungstour, um die Sorgen und die Meinungen institutioneller Anleger zu erkunden. In Zürich, in Mailand, in Frankfurt, aber auch in London herrschte Panik und Verzweiflung. Nur in Edinburgh herrschte emsige Geschäftigkeit.

Warum?

Was unterschied den Finanzplatz Edinburgh von den anderen bedeutenden Finanzplätzen?

Es gab dort keine Aktienbörse wie in London. Deshalb liessen sich die schottischen Vermögensverwalter nicht von der miesen Börsenstimmung auf den Handelsparketten anstecken.

Im Gegenteil, man war der Ansicht, dass Börsencrashs dazu genützt werden sollten, die Kurseinbrüche nüchtern zu analysieren, denn viele der Kurskorrekturen seien übertrieben und lediglich mit Panikverkäufen, denen abwartende Käufer gegenüberstanden, zu erklären.

Recht hatten sie.

Auch wenn die Kurskorrekturen noch nicht das in heftigen Crashs übliche Ausmass von rund 30 Prozent erreicht haben, lohnt es sich, gerade auch die vielen qualitativ erstklassigen Schweizer Aktien genauer unter die Lupe zu nehmen – selbst wenn Analysten einzelner Grossbanken ihren Kunden genau das Gegenteil empfehlen.

Die Erfahrung zeigt nämlich, dass Pessimismus gerade auch in Krisenzeiten ein schlechter Ratgeber ist – gerade auch bei Anlageentscheiden.