Ein Blick auf die Landkarte zeigt, weshalb der britische Premierminister Boris Johnson am Mittwoch Schweden und Finnland militärischen Beistand im Fall eines russischen Angriffs in Aussicht gestellt hat. Und das, bevor die beiden Länder ihren Antrag auf Mitgliedschaft in der Nato gestellt haben.

Die Barentsee ist das Einfallstor für die Russen in den Atlantik. Die Kola-Halbinsel beherbergt mit Severomorsk und Murmansk noch immer strategische Stützpunkte der russischen Nordflotte mit ihrer Nuklearbewaffnung. Die erste Verteidigungslinie für die Nato ist im hohen Norden. Sie schützt den Atlantik und die Versorgung Europas im Kriegsfall.

Schon im Kalten Krieg hat es geheime Absprachen zwischen der Nato und Schweden gegeben, während der Anti-Amerikaner Olof Palme öffentlich gegen das gleiche Bündnis wetterte und Grossdemonstrationen gegen den Vietnamkrieg anstachelte. Gleichzeitig gab Schweden sehr viel für seine militärische Landesverteidigung aus. Die Geographie ist Schicksal.

Finnland hat eine andere Geschichte. Opfer eines sowjetischen Angriffskriegs, ein doppelbödiger Pakt mit den Nazis und schliesslich ein bitterer Kapitulationsfrieden prägen das Land bis heute. Es muss nicht davon überzeugt werden, woher seine Sicherheit bedroht ist.

Das strategische Genie Putin hat mit einem Schlag Nordeuropa verloren. Die Ostsee wird zum Nato-Binnenmeer, nur noch die Exklave Kaliningrad hat Zugang. Die Kola-Halbinsel und Petersburg können im Kriegsfall kaum noch verteidigt werden. Das KGB ist eben doch keine Schule für weitsichtige Staatenlenker.