Was will Wladimir Putin?

Im Februar hat er gedacht, er bezwingt die Ukraine im Handstreich und installiert dort ein prorussisches Regime.
Damit ist er gründlich gescheitert.

Sich einem unerwartet geeinten Westen und dessen harten Sanktionen ausgesetzt zu sehen, war ernüchternd. Ebenso das masslos enttäuschende Abschneiden seiner Armee.

Im Ergebnis hat Putin den Westen gegen sich aufgebracht und einen Abnutzungskrieg im Donbass am Hals.
Doch er hält sich über Wasser, allen Unkenrufen zum Trotz. Dass er an Krebs leidet, wird ihm seit Jahren nachgesagt; einen sterbenskranken Eindruck macht er nicht.

Schon während seiner ersten Amtszeiten hiess es, dass er mit schlechten Karten gut zu spielen wisse. Auch einiges an Resilienz hat er in 22 Jahren bewiesen.
Man hat ihn einen Adhokraten genannt – einen taktischen Entscheider, der ad hoc, also auf Sicht handelt und seine Ziele den Möglichkeiten anpasst.

Aus einem Krieg an der Peripherie ist eine Konfrontation mit dem globalen Westen geworden. Darin steht Russland weniger allein, als wir es uns vormachen.
Zudem fällt es Putin viel leichter, sein Volk gegen den Westen zu mobilisieren als gegen das slawische Bruderland.

Die Prognose: Putin und Russland werden durchhalten, bis die USA anerkennen, dass ihre Weltordnung keinen Bestand mehr hat. Das Trauma der Niederlage im Kalten Krieg wird sich nicht wiederholen.