«Wir werden gar nichts liefern, wenn es unseren Interessen widerspricht, kein Gas, kein Öl, keine Kohle», verkündet der russische Präsident Putin auf einem Wirtschaftsforum in Wladiwostok. Im Blick hat er die westlichen Unterstützer der Ukraine.

Diese Verhärtung der russischen Position hat auch damit zu tun, dass der Westen zu einem langen Krieg entschlossen ist.

Wie die angesehene US-Zeitschrift Foreign Affairs jetzt meldet, standen Russland und die Ukraine im April kurz vor einer Friedensregelung: ein russischer Rückzug auf die Linie vom 23. Februar gegen einen ukrainischen Nato-Verzicht mit Sicherheits-Garantien des Westens.

Der damalige britische Premierminister Boris Johnson soll Kiew die Idee ausgeredet haben.

Der Getreide-Deal und der Besuch der Internationalen Atomenergie-Organisation im Kernkraftwerk Saporischschja zeigen, dass die Kriegsparteien sehr wohl zu verhandeln wissen.

Falken und Tauben gibt es beiderseits.

Die eindeutige Oberhand haben die Falken nur in den angelsächsischen Hauptstädten. Wobei der Westen sich hinter der Tatsache verstecken kann, dass ein Nato-Kriegseintritt den nuklearen Weltkrieg provozieren würde.

Russland antwortet auf die Waffenlieferungen und Sanktionen mit einem Export-Embargo.

Militärisch kann Moskau den Krieg nicht verlieren; das Land hat noch nicht einmal mobil gemacht. Es kann ihn aber auch nicht gewinnen, jedenfalls sofern man darunter die Eroberung der gesamten Ukraine versteht.

Im weiteren Verlauf geht es allein darum, wer den längeren Atem hat – die Falken im Westen mit ihren Waffenlieferungen und Sanktionen oder Russland, indem es den westlichen Volkswirtschaften mit extremen Energiekosten zusetzt.

So oder so, am Ende steht ein Verhandlungsfriede.

Bis dahin ist es der klassische Lose-lose-Wettbewerb: Wer schafft es, den Gürtel enger zu schnallen?