Gewiss, sein Abgang war zuletzt unvermeidlich; ein Rücktritt ein paar Tage früher wäre sogar eleganter gewesen.

Das ändert nichts daran, dass die Häme, die sich jetzt über Boris Johnson ergiesst, ungerechtfertigt ist.

Denn der Mann hat den Tories den grössten Wahlsieg seit Margaret Thatcher beschert.

Zu Recht, seine Erfolge werden bleiben: Er hat den Brexit durchgesetzt.

Er wagte es auch später, Brüssel die Stirn zu bieten, beispielsweise in der Nordirland-Frage.

Johnson hat die verfeindeten Tory-Parteiflügel zumindest zeitweise versöhnt.

Er hat trotz anfänglichem Zaudern die Covid-Pandemie im Vergleich zu anderen europäischen Regierungschefs vorbildlich bewältigt.

Vor allem aber hat er von Beginn an eine klare Haltung im Ukraine-Krieg eingenommen.

Entsprechend unterschiedlich wurde sein Rücktritt von den Kriegsparteien aufgenommen: Spott in Moskau, grosses Bedauern in Kiew.

Alle seine Erfolge haben seine Parteifreunde in Westminster nicht daran gehindert, ihn zu stürzen. Zum Teil intrigierten sie peinlicherweise genauso gegen ihn wie die Oppositionsparteien Labour oder die schottischen Nationalisten.

Doch diese hatten allen Grund, Boris Johnson so schnell wie möglich los zu sein, denn mit diesem begnadeten Wahlkämpfer hätten sie in zwei Jahren wiederum schlechte Karten gegen die Tories gehabt.

Jetzt wird eine neue Figur in der Downing Street einziehen, allenfalls ein Langweiler, wie David Cameron einer war oder eine überforderte Karrieristin wie Theresa May.

Brexit-Minister Jacob Rees-Mogg brachte den Sturz von Boris Johnson auf den Punkt: «Er ist eine grossartige politische Leitfigur. Kleinere Misstritte wurden aufgebauscht und haben ihn zu Fall gebracht.»

Von den eigenen Parteifreunden.