Wer das journalistische Wirken von Deniz Yücel ein wenig verfolgt hat, dürfte wissen, dass der Mann keine Gefangenen macht. Er argumentiert gern ad personam, auch mal unter die Gürtellinie. Ich weiss, wovon ich rede.

Berüchtigt ist sein Angriff auf Thilo Sarrazin, dem er wünschte, «der nächste Schlaganfall möge sein Werk gründlicher verrichten». Das missbilligte der Deutsche Presserat zu Recht. Den Rechtsstreit mit Sarrazin verloren die Taz und Yücel.

Dennoch: Polemik und Satire darf vieles, auch solche Perlen der Dichtkunst sind erlaubt: «Der baldige Abgang der Deutschen ist Völkersterben von seiner schönsten Seite.» Und Päpste «alte Säcke» nennen geht beim Christentum durch. Wäre es um Mohammed gegangen, sähe die Sache anders aus.

Kurz: Yücel war und ist ein Polemiker erster Güte, man könnte ihn auch eine veritable Dreckschleuder nennen.

Seine Inhaftierung in der Türkei jedoch hat ihm eine Art Heldenstatus verliehen – auch Menschen, die ihn eher weniger schätzen, waren damals auf seiner Seite. Und solch Nimbus hat sicherlich seine Wahl zum Präsidenten des Schriftstellerverbandes PEN begünstigt.

Doch man hätte sich denken können, dass das nicht gut ausgehen würde. Gewiss hätte ein gründlicher Reformprozess dem Verein alter Säcke und Säckinnen gutgetan.

Yücel aber ist kein Mann des Kompromisses, der Verständigung, der Diplomatie. Und so ist er unter Absingen schmutziger Lieder, kaum wiedergewählt, auch schon zurückgetreten.

Doch selbst das dürfte die Marginalisierung dieses Clubs halbtoter Dichter schwerlich aufhalten.