Wolodymyr Selenskyj sprach gestern Nachmittag auf Einladung des Europainstituts der Universität Zürich, um – nach London, Washington, Berlin, Jerusalem, Tokio, Stockholm, Berlin und so weiter – auch hierzulande gehört zu werden.

Das sei ein grosser Event, ein historischer Moment, meinen die Veranstalter und ziehen Vergleiche zur berühmten Rede von Winston Churchill, der im September 1946 in der Aula gesagt hatte: «Therefore I say to you: Let Europe arise!»

Doch die Technik will bei Selenskyj und dem historischen Moment nicht so richtig mitspielen: Sound-Probleme, deren Ursachen wohl nicht in Kiew liegen, zwingen den Gast aus der Ukraine, immer wieder wie in einem Stummfilm aufzutreten. Die vorbereitete Rede bricht er vorzeitig ab, weil es die Stimme des Übersetzers nicht bis in den Hörsaal der Universität Zürich schafft.

Umso klarer ist, wenn der Sound einmal mitspielt, zu hören, was der ukrainische Präsident von der Schweiz erwartet: etwas weniger Neutralität. «Wenn es um gut oder böse geht wie jetzt, dann ist es Zeit für eine Änderung.»

Ebenso deutlich wird er, wenn er über das künftige Verhältnis seines Landes zur EU spricht: Die Ukraine gehöre in die Union, in zwei bis drei Jahren werde es so weit sein, sagt er zunächst, relativiert dann aber: «Zumindest werden wir in diese Richtung drängen.»

Keine Illusionen macht er sich darüber, dass ein ukrainischer Beitritt zur Nato ein schwieriges Unterfangen sein werde. Aber Sicherheitsgarantien wären eine taugliche Alternative.

Von der Weltgemeinschaft wünscht er sich zudem eine klare Ansage an Putin für den Fall, dass er die Nuklearwaffe einsetzen wolle. Er müsse wissen, was dann geschehen würde – «das wäre eine präventive Massnahme».

Die für heute Freitag angekündigte Annexion ukrainischer Gebiete durch Russland könne er zwar nicht verhindern – «aber unsere Antwort wird ausfallen».

Selenskyj, der ehemalige Berufs-Komiker, sorgt wiederholt für Lacher im Saal. So meint er zum Beispiel zum Abschied, er würde IT- und Soundexperten in die Schweiz schicken – dies, nachdem er die digitalen Fortschritte seines Landes gerühmt hatte («man kann bei uns sogar online heiraten»).

Und auf die Frage, wo er nach dem Krieg seine ersten Ferien verbringen werde, antwortet er nach kurzem Nachdenken: «zu Hause».