Die Schweizer Fussballer sind an der WM in Katar nur noch Beobachter aus der Distanz. Am Samstagnachmittag müssen sie mitansehen, wie Portugal im Viertelfinal auf Marokko trifft – und dabei (scheinbar) von einem günstigen Los profitieren darf.

Derweil macht ihnen die kroatische Nationalmannschaft vor, was mit Kampfgeist, Leidenschaft und dem unbedingten Willen, für das eigene Land einzustehen, alles möglich ist: In einem an Dramatik kaum zu überbietenden Viertelfinal kippen die Kroaten am Freitag Brasilien aus dem Turnier.

Dabei sieht es in der Verlängerung nach einem Geniestreich von Neymar lange nach dem erwarteten Sieg der Brasilianer aus. Auf den Tribünen wird Samba getanzt und Karneval gefeiert – und innerlich schon der Halbfinal gegen Erzrivale Argentinien vorbereitet. Doch Kroatien wehrt sich heroisch – und trifft in der 117. Minute durch Bruno Petkovic zum 1:1.

Damit haben sich die psychologischen Vorteile nachhaltig verschoben. Rekordweltmeister Brasilien, der seit 2002 auf den nächsten Titel wartet, ist wie perplex. Kroatien schwebt auf einer Wolke der Glückseligkeit.

Im Penaltyschiessen folgt das logische Ende: Die Brasilianer Rodrygo und Marquinhos zerbrechen am Druck. Die Kroaten verwandeln eiskalt – und schicken damit auch eine Grussbotschaft in die Schweiz. Sogar mit bescheidenen personellen Ressourcen (Kroatien hat 3,8 Millionen Einwohner) sind fussballerische Heldentaten möglich – wenn mit Leib, Seele und viel, viel Herzblut für die Landesfarben gekämpft wird.