Manche Zeitgenossen, die sich im progressiven Lager verorten, reiben sich die Augen. Sie sind entsetzt über den nach den Hamas-Gräueln offen zutage tretenden Antisemitismus der Linken. Dabei begründete Hitler seinen Hass auf die Juden mit deren Kapitalismus und angeblichem «Tanz ums Goldene Kalb». Das 25-Punkte-Programm der NSDAP stimmte in allen wirtschaftlichen Forderungen mit jenen der Sozialisten überein. Hitler selber verbreitete unentwegt den Mythos, er habe als «einfacher Arbeiter» angefangen und sei Sozialist. 1933 wechselten kommunistische Kampfformationen einfach das Hemd und traten geschlossen zur Sturmabteilung (SA) über. Seite 12
Der deutsch-israelische Historiker Michael Wolffsohn fühlt sich nicht mehr wohl in Europa. Die antijüdischen Reaktionen auf den Gaza-Krieg betrachtet er als eine Warnung. Der aggressive muslimische Antisemitismus greife mit der Migration aus Nordafrika und aus dem arabischen Raum auf den Westen über, sagt Wolffsohn, der in Deutschland lebt, im Interview mit der Weltwoche. Und dem Frieden im Nahen Osten zuliebe gibt er den Palästinensern einen Rat: Sie sollten auf die Option Gewalt verzichten. Dann könnten sie von Israel erhebliche Konzessionen erwarten. Seite 24
Das Ende der schwarz-grünen Regierung in Hessen ist ein Fanal weit über Deutschland hinaus. Die neulinke Öko-Woke-Bewegung hat in Europa die Grenzen des Wachstums erreicht. Als eine der letzten konservativen Parteien des Kontinents kommt nun auch die CDU in der Realität an – unter dem Druck einer gescheiterten Migrations- und Energiepolitik und dem immer deutlicher werdenden Unmut über die verordnete Gendersprache. Präsident Emmanuel Macrons Initiative gegen das Gendern in Frankreich ist nur ein weiterer symbolischer Ausdruck dieses Kippmoments. Unser Autor, der Philosoph Alexander Grau, zeigt in seinem Essay über den «Herbst der Grünen», wie eine politische Kraft verwelkt. Seite 18
Die Fehde zwischen dem Komponisten Arnold Schönberg und dem Schriftsteller Thomas Mann im kalifornischen Exil ist legendär. Schönberg warf dem Romancier vor, ihn seines geistigen Eigentums bestohlen zu haben, weil Mann im Nazizeit-Roman «Doktor Faustus» den Helden Adrian Leverkühn, einen «deutschen Tonsetzer», als Erfinder der Zwölftontechnik porträtiert hatte, ohne Schönberg als deren eigentlichen Urheber zu erwähnen. Unser Autor Philipp Gut, preisgekrönter Thomas-Mann-Experte, hat sich mit Schönbergs Enkel E. Randol Schoenberg in Zürich getroffen, um dieses hollywoodreife Duell zweier deutscher Kulturtitanen noch einmal unter die Lupe zu nehmen. Seite 35
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