SP-Co-Präsident Cédric Wermuth, Frauen-Versteher und Gegner der Erhöhung des Frauen-Rentenalters auf 65 Jahre, griff nach der Abstimmung wieder einmal zum Zweihänder: Er finde es «ziemlich degoutant, wie jetzt von rechts die Freude durchdringt, den Frauen und den Arbeiterinnen wieder mal gezeigt zu haben, wer eigentlich der Herr im Lande ist».

Was stimmt mit Wermuth nicht?

Dürfen sich bürgerliche Politiker nicht über ein Abstimmungs-Ergebnis freuen, vor allem wenn es einen politischen Bereich betrifft, in dem die Linke bisher das Terrain beherrschte?

Das Ja der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger zum Rentenalter 65 für Frauen war immerhin historisch. Da darf man sich schon ein wenig auf die Brust klopfen.

Wenn die Linke bei Abstimmungen gewinnt, dann sparen SP-Politiker wie Wermuth nicht gerade mit unappetitlichen Seitenhieben und Attacken auf die bürgerliche Seite.

Was hat er zum Beispiel nach dem Erfolg gegen die Abschaffung der Stempelsteuer nicht alles an sozialdemokratischen Plattitüden verbreitet: Die Bürgerlichen seien in einem «ideologischen Tunnel» gefangen. Oder: Mit dieser «neoliberalen Steuerstrategie» sei jetzt fertig.

Wollte er damit allen Arbeiterinnen und Arbeitern zeigen, wer steuerpolitisch der Herr im Lande ist?

Wie dem auch sei, die Erhöhung des Frauenrentenalters war überfällig. Das müsste doch gerade ein SP-Präsident verstehen, der ständig für Geschlechter-Gerechtigkeit in den Kampf zieht.

Rentenalter 65 für Mann und Frau liegt haargenau auf der Linie des sozialistischen Leitspruches: «Für alle statt für wenige.»

Was ist daran «degoutant»?