In einem grossen Interview verrät die erfahrene und erprobte Krisendiplomatin Heidi Tagliavini dem Tages-Anzeiger Tipps zur Lösung von Konflikten.

Die gebürtige Baslerin tritt dafür ein, auch mit Kriegsverbrechern zu verhandeln, nämlich mit den Leuten, die das Sagen haben, «und das unabhängig davon, ob sie einem sympathisch sind».

Wer nach dieser Aussage erwartet, dass sie auch im Fall des Ukraine-Kriegs Gespräche zur Beendigung des Blutvergiessens und der Zerstörungen fordert, sieht sich jedoch enttäuscht.

Die Ukrainer würden zu Recht sagen, «dass nach so vielen Kriegsverbrechen auf ihrem Boden Verhandlungen nicht in Frage kommen.»

Ein Frieden sei in der Regel erst denkbar, wenn entweder eine Seite kapituliere und gezwungen sei, in Verhandlungen einzuwilligen, oder wenn beide Seiten darin einen Vorteil sehen, «oder wenn beide Seiten bis zur Erschöpfung gekämpft haben».

Etwas Hoffnung auf eine Waffenruhe oder sogar ein bisschen Frieden schimmert aber trotz dieser illusionslosen Aussagen durch.

Sie halte es nicht für ausgeschlossen, dass hochrangige westliche Politiker «und möglicherweise auch die Schweiz» hinter den Kulissen mit beiden Seiten im Gespräch sind.

Weiss sie am Ende mehr, als sie im Interview verraten will?