Hat man das jemals erlebt, dass ein Parlamentarier mit solcher Verve in den Bundesrat drängt? Natürlich gab es einen Pascal Couchepin (FDP), der immer ungeduldiger darauf wartete, den Waadtländer Bundesrat Jean-Pascal Delamuraz ablösen zu können. Von Delamuraz, der im Amt an Krebs erkrankte, ist der Spruch überliefert: Es gebe zwei Personen, die sich ständig nach seiner Gesundheit erkundigen würden. Einer sei sein Arzt, der andere FDP-Nationalrat Pascal Couchepin. Der Walliser verkündete seine Ambitionen trotzdem nicht täglich auf allen Kanälen. Aber mit Daniel Jositsch ist das ist jetzt eine ganze andere Geschichte.

Man hat den Eindruck, als sei sein Lebenstraum geplatzt, die Karriereplanung den Bach runter. Er redete sich von Tag zu Tag stärker in Rage wegen des Entscheides der SP-Rennleitung, nur Frauen aufzustellen.

Nun hat er auch noch seine Kandidatur offiziell angekündigt. Aber nicht Glanz und Gloria erwarten Jositsch. Sein Gebaren der letzten Tage hat vielmehr etwas Tragisches an sich, denn es ist eine Art Selbstdemontage, die er da betreibt. Natürlich kann man das Vorgehen der SP-Spitze hinterfragen. Wie es heute scheint, tat das der SP-Ständerat aber nur deswegen, weil er seine eigenen Felle davonschwimmen sah.

Rechnet er sich tatsächlich Chancen aus, falls er als wilder Kandidat in den Ring steigt? Wer würde ihn wählen? Die SVP garantiert nicht. Bei der SP wohl nur ein paar wenige. Vielleicht noch ein paar Grünliberale und FDPler.

Aber die Geschichte hat noch einen anderen Aspekt. Die Tatsache, dass der Rechtsprofessor seine Ambitionen für die Sommaruga-Nachfolge anmeldet, nachdem zuvor sein Fakultätskollege Hans-Ueli Vogt für die Nachfolge von SVP-Bundesrat Ueli Maurer bereits ins Rennen gestiegen ist, ist einfach nur schlechter Stil. Jositsch hat sich verrannt, definitiv.