Dass sich die Zwangsgebührenzahler des Schweizer Fernsehens allerhand bieten lassen müssen, ist nicht neu. Das gilt auch für sogenannte Qualitätssendungen, etwa das Format «NZZ Standpunkte» mit dem Titel: «Putin hat schon verloren – Doch kann die Ukraine auch siegen?»

Moderator und NZZ-Chefredaktor Eric Gujer war hin und weg ob seines weiblichen Gastes, den er als Jessica Berlin vorstellte. Die Tatsache, dass die Deutsch-Amerikanerin hübsch und jung ist, berechtigte sie offenbar, nichts als inhaltlichen Unsinn und seichten Meinungskitsch zu vertreten.

Der Moderator fragte, und der Gast argumentierte etwa so sachlich wie Selenskyjs Medienbeauftragter oder ein Pentagon-Sprecher. Beide einigten sich darauf, dass die Forderung nach einem Friedenschluss, um das Sterben und Töten zu beenden, «Zynismus» sei.

Dann wechselte Eric Gujer abrupt zu «SVP-Doyen» Christoph Blocher. Dieser habe «den Tod blutjunger russischer Soldaten beklagt». In Wahrheit hat Blocher die Doppelmoral des Tages-Anzeiger-Magazins aufgezeigt. Dort erzeugten auf vielen Seiten die Porträts gefallener Russen Erbarmen, wobei gleichzeitig tabuisiert wurde, dass diese von den Ukrainern und dank westlicher Waffenhilfe getötet worden waren.

Dazu meinte Jessica Berlin: «Dieser Herr von der SVP liegt genauso falsch wie sonst irgendwelche Stimmen der AfD in Deutschland oder FNP in Frankreich. Die Rechtsradikalen, die Russlands brutalen Krieg unterstützen, die schätzen das völlig falsch ein.»

Moderator Gujer liess unkommentiert, dass die SVP angeblich «rechtsradikal» sei und Blocher angeblich Russlands Krieg unterstütze. Gleichzeitig offenbarte sein Gast aus Deutschland eine völlige Ahnungslosigkeit über die Parteienverhältnisse in der neutralen Schweiz.

Ob Blocher «zynisch» sei, hakte der Gujer noch einmal nach. Nicht nur das, meinte Jessica Berlin – nebenbei bekennende Enkelin eines deutschen Wehrmacht-Angehörigen –, das sei sogar «menschenverachtend».

In Wahrheit ist die vom NZZ-Chefredaktor angehimmelte «Expertin» Jessica Berlin ein absolutes Leichtgewicht, die noch nicht einmal Wikipedia eine Erwähnung wert ist.

Frau Berlin stellt sich selber als «geopolitische Expertin» und «Kommentatorin bei Deutsche Welle News» vor. Sie habe seit ihrem zwanzigsten Lebensjahr mit «Regierungsbehörden, der Zivilgesellschaft und dem Privatsektor in Afrika, Asien, Europa, dem Nahen Osten und Nordamerika» zusammengearbeitet. Denn sie sei spezialisiert «auf Sicherheitspolitik, transatlantische Angelegenheiten, nachhaltiges Wirtschaften und Technologie sowie Reformen der Hilfsindustrie».

Schon in der letzten Sendung von «NZZ Standpunkte» versuchte Eric Gujer unentwegt, seinem Gast Micheline Calmy-Rey irgendeine Bösartigkeit über Christoph Blocher zu entlocken. Doch Gujer biss bei ihr auf Granit. All seine Mühen waren hier – im Gegensatz zu Jessica Berlin – vergeblich.

Denn die ehemalige Bundesrätin ist nicht mehr so jung. Und schon gar nicht so dumm.