Churchill soll gesagt haben: «Wer mit zwanzig Jahren nicht Sozialist ist, der hat kein Herz, wer es mit vierzig Jahren noch ist, hat kein Hirn.» Ein vielzitierter Satz – seine Herkunft ist unklar.

Ausschnitt aus «Weltwoche daily», 17.03.2022

Stimmt das? Positionieren sich Jugendliche tatsächlich links?

Im ersten Moment denkt man wohl an die Klima-Demonstranten, die seit vier Jahren eine hohe Medienpräsenz geniessen und 2019 die Nationalratswahlen befeuerten. Sie sorgten mitunter für den Sieg der Grünen.

In einer SRG-Befragung gingen die Grünen klar als stärkste Partei (21 Prozent) bei jungen Erwachsenen, den 18- bis 25-Jährigen, hervor. Zweitstärkste Partei war zwar die SVP mit 17 Prozent, jedoch folgte auf dem dritten Platz die GLP mit 14 Prozent. Zwei grüne Parteien auf dem Podest. Ein Argument, das für das Eingangszitat spricht.

Mitte 2021 scheiterte das CO2-Gesetz: Der Überraschungssieg für die Bürgerlichen bedeutete eine Niederlage für die linke Allianz.
Noch überraschender: Abgelehnt wurde es mit einer überraschenden Mehrheit der 18- bis 34-Jährigen, wie eine Tamedia-Umfrage zeigte. Insgesamt stimmten dem CO2-Gesetz nur knapp 42 Prozent zu, Befürworter waren mehrheitlich ältere Stimmbürger.

Welche Partei repräsentierte nun in den letzten vier Jahren mit ihren Abstimmungsparolen die Mehrheit der Jungen?

Antwort: die Mitte-Partei. Sie befürwortete, was die 18- bis 34-Jährigen am häufigsten unterstützten. Bei insgesamt 38 Volksabstimmungen, deren Datenlage klar ist, liegt die Trefferquote bei 26. Hat dieses Ergebnis mit jugendlicher Uneinigkeit zu tun? Mit selektivem Abstimmungsverhalten? Letzteres ist das Fazit einer Auswertung der Universität Bern. Unerwartete Richtungswechsel – wie etwa beim CO2-Gesetz – liessen sich genau damit begründen.

Im Parteien-Vergleich liegt die grosse Gewinnerin der letzten Nationalratswahlen auf dem vierten Platz, die hatten mit den Jungen 22 übereinstimmende Parolen. Verliererin bleibt jedoch die SVP.

Das ist das Ziel vom Stimmrechtsalter 16: diese Lücke zwischen Grünen und SVP zu vergrössern. Dabei expandiert auch die eigene Wählerschaft. Mit dem tieferen Abstimmungsalter kämen rund 165.000 potenzielle Wähler dazu, die keine Steuern zahlen müssen, aber abstimmen dürften. Sie entsprechen etwa der Hälfte der Stimmen für die Grüne Partei.

Doch will das die Schweizer Stimmbevölkerung?

In einigen Kantonen, darunter Basel-Stadt und Bern, wurde bereits versucht, das aktive Stimm- und Wahlrecht auf 16 Jahre zu senken. Erfolglos. Lediglich im Kanton Glarus können 16-Jährige seit 2007 abstimmen. Die politische Beteiligung ist allerdings ernüchternd, wie das Zentrum für Demokratie Aarau festhält: «Überhaupt zeigen die befragten 16- und 17-Jährigen im Schnitt eher wenig Interesse an Politik.»

Ob der nächste Versuch im Kanton Zürich am kommenden Abstimmungssonntag gelingen wird, ist fraglich.