Wenn die EU Sanktionen gegen Russland erlässt, dann vollzieht die Schweiz sogleich eine Kehrtwende in Sachen Neutralitäts-Politik und zieht beim Embargo gegen Russland mit.

Beim Corona-Management marschierte Gesundheitsminister Alain Berset lange Zeit immer im Gleichschritt mit den umliegenden EU-Ländern.

Und wenn es darum geht, Flüchtlinge aufzunehmen, zeigen wir uns stets auch solidarisch mit den EU-Staaten.

Nur wenn es um Benzinpreis-Senkungen geht, dann sind die EU-Staaten für uns nicht massgebend.

Warum nicht?

Seit Anfang Jahr explodieren die Treibstoffpreise. Der Liter Bleifrei 95 stieg von 1.68 Franken (im Durchschnitt) bis jetzt auf 2.28 Franken.

Darunter leiden viele Familien, aber auch das Gewerbe.

Die SVP hat im Ständerat deshalb ein umfassendes Entlassungspaket verlangt. Es ist nur schwer nachvollziehbar, dass dabei besonders die Vertreter aus ländlichen Kantonen – darunter viele Mitte-Politiker, aber auch Freisinnige – die von der SVP geforderten Benzinpreis-Senkungen für Automobilisten versenkten.

Ausgerechnet Ständeräte wie Ruedi Noser (FDP), die sich der EU am liebsten an den Hals werfen würden, wollen hier plötzlich einen eigenständigen Schweizer Kurs fahren. Dabei sind die steigenden Energiepreise nicht zuletzt eine Folge der Sanktionspolitik gegen Russland, die besonders von Nosers Partei und anderen fast euphorisch mitgetragen wurden.

Wer zu den Sanktionen Ja sagte, sollte jetzt aber so viel politisches Feingefühl besitzen, die Betroffenen im eigenen Lande von den daraus resultierenden Folgen zu entlasten.

Es ist schon möglich, dass es Politikern wie Noser und anderen auf ein paar Franken mehr oder weniger nicht ankommt. Es gibt aber andere, denen die Benzinpreise Löcher in die Kasse reissen – und die keine Fahrkosten verrechnet kriegen.