Thomas Jordans Rücktritt als Präsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank auf Ende September kommt wie ein Blitz aus verdunkeltem Himmel: Ein Stück weit musste man damit rechnen, aber es ist nun doch eine Überraschung.
Jordan wird in der Meldung der Nationalbank zum Rücktritt so zitiert: «Nach der Bewältigung der verschiedenen Herausforderungen der letzten Jahre ist nun der richtige Zeitpunkt gekommen, von meinem Amt zurückzutreten.» Einwand: Wer an einem stabilen Franken interessiert ist, kann dem nicht beipflichten. Jordan tritt zu früh ab, wenn man den verdunkelten Himmel anschaut.
Die aktuellen Diskussionen über die Rolle der Nationalbank beim Umgang mit grossen Bankenrisiken nach der Rettung der Credit Suisse und mit Blick auf die Zukunft der UBS sind nur ein Ausschnitt. Langfristig steht der Wert des Frankens auf dem Spiel.
Jordan ist von Orientierungsvermögen und Standfestigkeit her eine Ausnahmeerscheinung, die schwierig zu ersetzen ist. In vielen Themen verfolgte er einen unbeirrbaren Kurs, sprach nicht unnötig viel darüber und verhinderte so, dass die Nationalbank allzu viele Angriffsstellen bot, die bei ausländischen Notenbanken Gegenstand breiter Debatten sind.
Dieser Kurs war stark mit Jordans Persönlichkeit und grundsätzlich marktwirtschaftlicher Ausrichtung verbunden, so dass fast ein Klon nötig wäre, um diesen weiterzuführen.
Jordan wurde 2012 Präsident des dreiköpfigen Nationalbank-Direktoriums als Nachfolger des an privaten Devisengeschäften gescheiterten Philipp Hildebrand, der kurz zuvor in Abstimmung mit Politik und Wirtschaft die Untergrenze für den Euro-Franken-Wechselkurs von 1,20 zum Schutz der Exportindustrie eingeführt hatte.
Dann die Emanzipation: Anfang 2015 gab Jordan die Aufhebung der Untergrenze bekannt. Es war ein klares Signal der Nationalbank, dass man sich nicht an einer Währung ausrichten will, die auf einen abschüssigen Pfad geraten ist. Es war der grundsätzliche Entschluss, sich währungsmässig nicht an EU-Bewegungen anzubinden.
Klar, die Geldpolitik einer kleinen offenen Volkswirtschaft wie der Schweiz steht naturgemäss stark unter dem Einfluss des Auslands. Die Nationalbank hat die tollkühnen Experimente der Notenbanken mit der Geldschwemme und dem Abwürgen der Zinsen auf null – ja sogar ins Minus – auch mitgemacht.
Aber Jordans Team war doch vorsichtiger als die ausländischen Kollegen. Dass die Inflation die Schweiz weniger stark traf, hängt mit einer gewissen Eigenständigkeit der Schweizer Geldpolitik zusammen. Eine starke Währung, eine starke Wirtschaft und bessere Inflationszahlen als das Ausland sind ein Erfolgsausweis.
Jordans Linie war aber auch immer durch eine gewisse Rücksicht gegenüber den Exporteuren geprägt: Die Nationalbank liess die von den wirtschaftlichen Kräfteverhältnissen getriebene laufende Höherbewertung des Frankens zwar zu, schaute aber auch auf den Wechselkurs und bremste die Aufwertung durch fallweise Aufkäufe ausländischer Devisen sowie eine Negativsteuer, deren Zulässigkeit nie richtig ergründet wurde. Jordans Argument war immer, der Franken sei überbewertet, harte Beweise gab es jedoch nicht.
Kurz gesagt: Jordans Equipe liess den Schweizern nicht die ganze Kaufkraftsteigerung zukommen, die sich im Markt ergeben hätte, sondern nahm immer einen Teil davon weg und legte dies in die Nationalbankbilanz, die mit der Zeit zu einem riesigen Geldsilo von zeitweise gegen 1000 Milliarden Franken wurde.
Dieser riesige Geldvorrat ist nun eines der Probleme, die zu lösen sind, denn es gibt viele Gruppen, die Interesse an diesem Volksvermögen haben und zur Verteilung schreiten möchten, zur «Rückgabe», sei es zu sozialer Umverteilung, Zweckentfremdung, Innovation, Klimaschutz, zur Bereicherung, wie auch immer. Wenn Jordan die Nationalbank verlässt, wird der Spielraum für solche Kräfte wohl grösser. Umverteilungsgefahr.
Eine andere Angriffsstelle bilden die international in Mode gekommen Diskussionen über die Governance von Zentralbanken, über Diversität in der Führung nach Geschlecht oder politischer Richtung, hinter der auch Auseinandersetzungen über die Ziele einer Notenbank stehen. Die Forderungen, Führungsgremien von Notenbanken grösser, breiter, diverser aufzustellen, zielen meist darauf ab, diese Institutionen in den Dienst von mehr Interessengruppen zu stellen.
Die Europäische Zentralbank ist politisch nun durch die lockeren Südländer dominiert und verfolgt neben der Geldwertstabilität den Auftrag, die Euro-Zone zusammenzuhalten, «koste es, was es wolle», die Staatskassen mehr oder weniger direkt zu unterstützen und neuerdings auch das Ziel, die Finanzwelt und die Wirtschaft «grün» zu machen.
Da ist die Schweiz klarer unterwegs: Preisstabilität hat oberste Priorität, und das vergleichsweise kleine Direktorium, das Team Jordan, ist bisher kompakt auf diesem Kurs. Ohne grosse Diskussionen, ohne Ablenkung des Kompasses.
Entsprechend viel wird nun vom Nachfolger abhängen. Im Vordergrund stehen Jordans zwei Kollegen, der 2022 zum Vizepräsidenten ernannte Martin Schlegel sowie der Anfang 2024 angetretene Antoine Martin.
Schlegel (Jahrgang 1976) hat seine bisherige Karriere innerhalb der Nationalbank gemacht, der ältere Martin (Jahrgang 1969) hat nach dem Studium in Lausanne seine Laufbahn in den USA fortgesetzt, wo er in der US-Notenbank Federal Reserve verschiedene Führungsfunktionen ausübte. Beide geraten jetzt ins Scheinwerferlicht.
Ich schätze Thomas Jordan als Präsidenten des SNB-Direktoriums sehr. Schade dass er diese wichtige Funktion gerade in diesem Jahr aufgibt. Die Politik der SNB war in dieser Phase sehr stabil, wenn man auch über die umgesetzten Massnahmen geteilter Meinung sein konnte. Die Minuszins-Politik ist meines Erachtens ein schwerer Fehler … die Auswirkungen der dadurch begünstigten Marktverzerrungen werden wir erst noch sehen. Zudem verfügt die SNB aktuell über keinerlei Reserven mehr!
Es gibt kein "Volksvermögen" zum verteilen. Das SNB Eigenkapital ist auf dem gleichen Stand von 2007, einzig die Bilanz rund 8x grösser als damals. Damals kam niemand auf die Idee das SNB Geld zu verteilen, denn verteilen kann man allerhöchstens das Eigenkapital und das ist immer noch resp. wieder so gross wie damals. Es darf einfach ja kein Linker SNB Chef werden, das wäre fatal für alle . Der feminisierte Oberschleimer Wermuth schreit jetzt schon nach einer Frau, Kompetenz völlig sekundär!
Thomas Jordan, Typus: rechtschaffener, standhafter und bodenständiger Eidgenosse mit grundsolidem Rechtsverständnis. Könnte es sein, dass ihn die RUS-Sanktionen der EU und der CH, die Ungewissheit was mit RUS-Geldern in der CH geschehen soll, dazu bewegt haben den Bettel hinzuschmeissen? Tja, nicht verwunderlich, wenn man sich täglich mit einer gehörigen Dosis des Brechmittels „Pseudo-Politiker“ in Bundes-Bern kontaminieren muss.