Die Mitarbeiterin der Weimarer Tafel in Thüringen traute ihren Augen kaum: Eine geflüchtete ukrainische Frau gab ihr einen Zettel mit Lebensmittelwünschen: Käse, Quark, Joghurt, aber auch «Garnelen», «Roter Kaviar» und «Schwarzer Kaviar».

Was bei der Einrichtung für Unmut sorgte, griff der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) auf.

Im Interview erzählt der Tafel-Chef von «etlichen Gästen aus der Ukraine», die pikiert seien, «dass man sich bei uns anstellen muss, dass man einen Ausweis beantragen muss, dass man warten muss».

Immer wieder gibt’s Konflikte und Ärger: Etwa, wenn mal ein «Apfel eine Druckstelle» habe oder Lebensmittel nahe am Mindesthaltbarkeitsdatum seien. Da hätten sich ukrainische Gäste «schlecht behandelt» gefühlt, sagt der Chef.

Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin, einmal mit einem Salatkopf beworfen, erzählt: «Wir werden hier fast täglich angepöbelt, weil jemandem irgendetwas nicht passt.» Und: «Das haben wir bei den Syrern nie erlebt.»

Besonders provokant: Wenn Ukrainer den 2-Euro-Obolus für den Einkauf mit einem 100-Euro-Schein bezahlen.

Eigentlich nicht erstaunlich: Wo Spenden von Supermärkten, Bäckereien oder Lebensmittelherstellern verteilt werden, stehen auf Parkplätzen teure Autos. Eine Mitarbeiterin sagt dem MDR: «Die Tafeln sind in erster Linie da, um Menschen in Not zu helfen. Deshalb muss man da schon mal nachfragen dürfen.»

Auch die zehn Betten mit Matratzen, die in mehrere Wohnungen mit Ukraine-Flüchtlingen geliefert wurden, seien abgelehnt worden. «Die wollen das nicht», so der Tafel-Chef. Wie auch das ausgestattete Wohnheim mit Verpflegung ausserhalb von Weimar. «Es war niemand bereit, dort hinzugehen.»

Zusammenfassend sagt er, dass sich für ihn die Frage stelle, ob es wirklich jeder Ukrainer nötig habe, «aus finanzieller Sicht zur Tafel zu gehen» – trotz Flucht.
Die Frage richtet er an die Politik, obwohl diese sie längst beantwortet hat.