Jeder Fünfte, der sich mit Corona infiziert, leidet auch noch nach drei oder mehr Monaten an Beschwerden aus der Infektion. Das hiess es bisher. Das Ergebnis wären unzählige Fälle von «Long Covid». Ein echter Angstmacher.

Der hohe Wert entstand, weil bisher nur die im Labor bestätigten Fälle untersucht worden waren. Nicht berücksichtigt wurde die Dunkelziffer der Angesteckten. Die Zahl der Betroffenen wurde damit aus einer viel zu kleinen Gruppe ermittelt.

Eine neue weltweite Studie, die grösste ihrer Art, bezog nun auch Infizierte ein, die nie offiziell positiv getestet wurden. Sie lassen sich unter anderem dank Studien zu Antikörpern erheben.

Der Rest war eine banale Hochrechnung: Wie viele Infizierte gab es wirklich – und wie viel Prozent davon haben anhaltende Symptome?

Das Ergebnis: Es sind nicht 20 Prozent, sondern 4 bis 6 Prozent der Infizierten, die unter «Long Covid» leiden.

Der Zürcher Epidemiologie Milo Puhan verteidigt in einem Interview auf Watson das bisherige Vorgehen: Es gehe um «komplizierte statistische Modellierungen», und man müsse zum besseren Verständnis erklären, auf welchen «Topf» sich die Zahlen beziehen.

Nur ist das nie geschehen.

Man liess die Leute im festen Glauben, dass 20 Prozent der Infizierten mit lang anhaltenden Symptomen rechnen müssen. Statt wie in Wahrheit eine sehr viel kleinere Minderheit.

Die neue Studie erhält weit weniger mediale Aufmerksamkeit als die früheren drastischen Zahlen: Nur eine Handvoll Zeitungen berichtete davon. Das Bundesamt für Gesundheit schweigt sich aus. Und auf den Webseiten von Betroffenen-Gruppen figurieren immer noch die 20 Prozent.

Das deutet auf ein ganz neues Krankheitsbild hin: Die Angst davor, die Angst zu verlieren.