Die Italienerin Valentina Petrillo ist ein Phänomen des Para-Sports in der Kategorie der Sehbehinderten. Vor allem auf der 200-Meter-Distanz läuft sie ihre Konkurrentinnen in Grund und Boden und reiht Sieg an Sieg.

Ein Bild zeigt sie, wie sie mit einer Medaille um den Hals die Fäuste zum Jubel ballt.

Doch die Sache hat einen Haken – einen grossen Haken. Valentina Petrillo wurde am 2. Oktober 1973 als Fabrizio Petrillo geboren. Mit 14 Jahren verlor Petrillo das Augenlicht. Dennoch war er als Sportler erfolgreich und schaffte es in die italienische Futsal-Nationalmannschaft für Sehbehinderte.

Noch stärker wurde Fabrizio, als er im Alter von 41 Jahren in die Para-Leichtathletik einstieg: An den italienischen Meisterschaften gewann er elf Titel.

2019 entschloss er sich zu einer Geschlechtsumwandlung – und startet nach einer Hormonbehandlung bei den Frauen: als Valentina Petrillo. Sportlich bedeutete dies einen (vermeintlichen) Quantensprung. Valentina lief die 200 Meter in 26 Sekunden – und damit schneller als je eine Frau in dieser Kategorie.

Doch bei ihren Konkurrentinnen entbrannte ein Sturm der Entrüstung. Dreissig Athletinnen unterschrieben eine Petition, die den Ausschluss von Valentina (bzw. Fabrizio) in Frauen-Wettkämpfen forderte. Die Zuschauer auf der Tribüne skandierten den Namen der Zweitklassierten Cristina Sanulli.

Derweil analysierte ein Statistiker die Leistungen und kam zum Schluss: «Kaum lobenswert.» Würde die Transathletin (oder der Transathlet) Valentina Petrillo bei den Männern antreten, wäre sie nicht einmal in den Top Ten.