Björn Höcke ist der strahlende, aber von den «Kartellparteien», wie er sie nennt, bereits wieder in den Schatten gestellte Sieger der Landtagswahlen in Thüringen. Seine Gegner in Politik und Medien stilisieren ihn zum Teufel, raunen von einem neuen «Faschismus» (Spiegel) und versuchen, an seiner Person die metaphysische Kategorie des «Bösen» zu ergründen. Wer ihn wählt, ist für sie ein Vertreter von «Dunkeldeutschland» (Joachim Gauck). Unser Autor Philipp Gut hat Höcke an den letzten Tagen des Wahlkampfs begleitet und beobachtet. Herausgekommen ist ein Stück Journalismus statt Propaganda, Phänomenologie statt Metaphysik. Samt Anmerkungen zur Psychopathologie der Höcke-Berichterstattung. Seite 12
Von positiven Eindrücken berichtet Roger Köppel aus Schanghai. Die eigenartige Versöhnung des Kommunismus mit dem Kapitalismus zeigt in der chinesischen Hafenmetropole anlässlich einer nächtlichen Flussfahrt ein leuchtendes, glitzerndes, funkelndes Gesicht. Aber auch bei Tageslicht wähnt man sich vor einer Theaterkulisse, wobei modernsten Wolkenkratzer mit alten Gebäuden der Kolonialzeit wechseln. Uns begegnet die pulsierende, sich rasend schnell entwickelnde Moderne. Etwas beklemmend ist das Gefühl, wie uns die Chinesen wirtschaftlich abhängen – aber inspirierend das Beispiel, was Menschen zustande bringen. Wenn sie nur wollen. Seite 18
Seit zehn Jahren sitzt Albanien im Wartsaal der EU. Korruption und Abwanderung machen dem Balkanstaat zu schaffen. Dass das Land trotzdem auf Westkurs bleibt, ist seinem Premier Edi Rama zu verdanken. «Wir sind blind in den Westen verliebt», sagt der sechzigjährige Künstler und ehemalige Basketballstar. Der Hamas-Feind, stramme Nato-Partner und neuerdings Schützenhelfer bei der Eindämmung der Massenmigration nach Europa verkörpert alles, was Albanien zu einem Abenteuer macht. Urs Gehriger ist durch den wilden Südosten Europas gereist und fügt die Puzzlestücke des bunten Staatschefs zusammen. Seite 28
Für Patrik Hoffmann schlug letzten Freitag die Stunde der Wahrheit. Der Basler Uhrenunternehmer, der sich bei Ulysse Nardin einen Namen gemacht aufgebaut hatte, präsentierte an den Watch Days in Genf seine jüngsten Kreationen. Auf deren Ziffernblatt prangt ein Name, der Branchenkenner aufhorchen lässt: Favre Leuba ist die zweitälteste Uhrenmarke der Welt. Hoffmanns Traum ist es, das zu schaffen, was allen anderen vor ihm missglückt ist: den historischen Brand wie einen Phönix aus der Asche wiederauferstehen zu lassen. Gion Mathias Cavelty hat Hoffmann mehrfach getroffen, um herauszufinden, wie der Baselländer tickt und weshalb gerade er glaubt, dass sein Wiederbelebungsversuch gelingen wird. Seite 39
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