Der Höllensturz der Credit Suisse macht die Schweizer fassungslos und wütend. Welch fantastische Voraussetzungen haben nicht unsere Ahnen den Banken hinterlassen. Die Angestellten von Schweizer Banken aller Stufen sind nicht klüger, besser und fähiger als alle andern. Unsere Banken florierten, weil sie optimale Voraussetzungen vorfanden: staatliche Unabhängigkeit, Neutralität, Stabilität. Und dazu grösstmögliche privatwirtschaftliche Freiheit, eine starke Währung und viele Jahrzehnte eines zäh verteidigten Bankgeheimnisses.

Es hätte keinen besseren Bankenstandort geben können. Die Schweizerische Kreditanstalt entstand in der einzigen Republik Europas – mit voller Volkssouveränität. Dieser verdankt unser Land eine zweihundertjährige Friedensperiode. Denn wo die Bürger herrschen, können sie Monarchen, Oligarchen oder Diktatoren nicht in Kriege stürzen. Das alles haben die CS-Verantwortlichen in kurzer Zeit verspielt, verzockt, verraten. Denn sie glaubten, Schweizer Qualität und Vertrauen in die Schweiz habe nichts mit der Schweiz zu tun.

Der Fleiss des Volkes und gute politische Voraussetzungen haben erst den Kreditbedarf geschaffen. Für Industrie, Eisenbahnen, Infrastrukturen und Tourismus. Die Angst vor dem Risiko, die meist grösser ist als das Risiko selber, machte auch die Versicherungen zu einem glänzenden Geschäft. So kam es im jungen Bundesstaat zum Phänomen eines Kapitalüberschusses trotz intensivster Investitionen.

Die demokratische Politik orientierte sich nicht an den Höfen der Aristokraten. Selbst die reichsten Schweizer zeigten weder Protz noch Prunk. Der Reichtum lag in Wertschriften, deren Wert kaum sichtbar war. Es lagen keine Gold- und Silberschätze in Truhen und Tresoren. Darum blieben hierzulande selbst Grosskapitalisten lange eine Art Kleinbürger. Früher wussten die Schweizer Bankiers: Skrupellose Spekulationen und Börsentricks mögen zu spektakulären Gewinnen führen. Sie enden aber todsicher im Bankrott. Denn jede Bank ist leider eine Art Sicherheitsbindung. Sie löst sich bei einem Sturz.