Macron, Folge zwei mit «Renaissance». Das ist der neue Name, den er seiner Partei La République en Marche verpasst hat.

Als erster Präsident seit zwanzig Jahren schaffte er die Wiederwahl. Bislang bescherten die Franzosen noch jedem Machthaber nach der Krönung eine absolute Mehrheit im Parlament.

Am Sonntag wird es neu bestellt. Macron hat es systematisch abgewertet. Der Monarch macht, was er will.

Doch nun herrscht Panik im Schloss. Macron zittert, die Umfragen sind einhellig: Eine Mehrheit der Franzosen will keine Mehrheit für Macron.

Allerdings: sie wollten auch keine Neuauflage des Duells zwischen Macron und Le Pen. Und das Wahlsystem ist so angelegt, dass es klare Mehrheiten generiert.

Macron zittert – nicht vor der Frau, die seit fünf Jahren seine Rivalin ist. Marine Le Pen bekämpft nur noch Eric Zemmour. In jedem Wahlkreis. Unerbittlich. Die scheinbar unaufhaltsam triumphierende radikale Rechte ist zerstritten.

Macron zittert vor der Linken. Sie war zwar unfähig, sich auf einen gemeinsamen Kandidaten zu einigen. Doch mit einem überraschend guten Resultat (22 Prozent) bei den Präsidentschaftswahlen und einem taktischen Geniestreich gelang es Jean-Luc Mélenchon, die Linke hinter sich zu scharen: Er erklärte sich zum Kandidaten für das Amt des Premierministers.

Der wird nicht vom Parlament gewählt, sondern vom Präsidenten ernannt.

Aber der Coup reichte, um die gespaltene Linke zu mobilisieren. Sozialisten, Trotzkisten, Kommunisten und Grüne haben sich zur Listenverbindung mit Mélenchons Partei Unbeugsames Frankreich durchgerungen – unterworfen, sagen die letzten Elefanten der Sozialistischen Partei, die bei dieser Verbindung nicht mitmachen.

Die neue Volksfront nennt sich Nupes – Nouvelle Union populaire écologique et sociale.

Die – sehr – unterschiedlichen Auffassungen bezüglich der Atomkraft werden ausgeblendet. Nicht ganz einig ist man sich bezüglich der EU – aber der Koalitionsvertrag sieht den Ungehorsam gegen Brüssel vor.

Den Austritt aus der Nato haben alle im Programm – die Grünen mittelfristig. Die Annexion der Krim hatte Mélenchon 2014 als Verlust – ergo: Niederlage – für die Nato gefeiert: umso besser. Die Ukraine hält er für russisch. 70 Prozent der Muslime haben ihn gewählt. Jeremy Corbyn, den die Labour-Partei wegen Antisemitismus ausgeschlossen hatte, kam nach Paris, um die Nupes-Kandidaten zu unterstützen.

In Frankreich weht ein neuer Wind. Die revolutionären Leidenschaften sind erwacht.

Auch Emmanuel I. spürt sie: Renaissance.

Er fürchtet die Lust der Franzosen am Königsmord. Sie könnte die Wahl des Parlaments entscheiden.