An den Märkten, in den Hauptstädten und in den Zentralbanken macht derzeit ein Märchen die Runde. Und das geht so: Der Schweizer Franken ist eine stabile, harte Währung, was daran liegt, dass Notenbank-Chef Thomas Jordan alles richtig macht.

Er druckt kein Geld und betreibt die richtige Zinspolitik.

Der Euro dagegen leidet unter einer chronischen Schwäche, was daran liegt, dass Zentralbank-Chefin Christine Lagarde alles falsch macht.

Sie hat die Geldmenge ins Gigantische erhöht und dreht viel zu spät an der Zinsschraube. Der eine ist der Held, die andere ist die Verliererin.

Zumindest die Sache mit dem Helden stammt aus dem Märchenreich: Jordan muss die Geldpolitik zweier Länder steuern: der Schweiz und Liechtensteins.

Das sind 8,6 Millionen Menschen, die einer einheitlichen Finanzpolitik unterliegen. Christine Lagarde ist für das Geld von vierzigmal so vielen Menschen im Euroraum verantwortlich. Die Währung gilt in neunzehn Ländern, und jedes dieser Länder betreibt seine eigene Finanzpolitik. Sie hat es ein bisschen schwerer.

Jordans Bank befindet sich im Übrigen in einem Land mit einem extrem hohen Preisniveau. Entsprechend hoch sind die Margen der importierenden Firmen. Sie haben mehr Luft, bevor sie die Preise an die Verbraucher weitergeben. Das dämpft die importierte Inflation.

Und schliesslich: In der EU schieben die Energiepreise die Inflation mächtig an. Die Schweiz setzt aber stärker als andere auf Wasserkraft, was an der geologischen Beschaffenheit liegt. Dadurch kann sie den Energiepreisschub etwas abfedern.

Die Betrachtung zeigt: Jordan sieht nur aus wie ein Held, aber sein Heldentum ist ihm in den Schoss gefallen.

Wer das bislang nicht glaubte, den konnte er jetzt mit seiner zaghaften Zinsentscheidung davon überzeugen: Nicht mal für ein Plus vor der Null hat es gereicht.