Auch beim Banking kann Führungserfahrung nicht schaden. Und Sachkenntnis. Fehlt es an beidem, geht’s der Bank wie der Credit Suisse.

Würden Sie sich von einem Architekten am Herzen operieren lassen? Eher ungern.

Urs Rohner kam von Pro Sieben Sat. 1 und wurde 2004 Group General Counsel der Credit Suisse. Also der Oberaufseher über die Einhaltung aller Regeln und Gesetze. Keine Schweizer Bank musste höhere Bussen zahlen als die CS.

Dadurch qualifiziert, wurde der Jurist 2011 VR-Präsident; als er 2021 abtrat, hatte er den Aktienkurs um 70 Prozent vermindert, war sich aber keiner Schuld bewusst und stolz auf seine weisse Weste.

Sein Nachfolger wurde António Horta Osório, Besitzer eines MBA der katholischen Universität von Portugal. Völlig frei von Kenntnissen der CS, blieb er nur ein Jahr, bis er im Wortsinn flog.

Sein Nachfolger und bereits der letzte VR-Präsident der CS wurde Axel Lehmann. Aufgewachsen in der Zurich Insurance Group, dann Quereinstieg zur UBS, im Oktober 2021 wechselte er in den VR der CS als Vorsitzender des Risk Committee, der schwächsten Abteilung der Bank. Damit qualifiziert zu Höherem, wurde er nach nur drei Monaten VR-Präsident als Notnagel für Horta Osório.

Auch die Geschäftsführer ähnelten häufig Architekten, die sich an einer Herztransplantation versuchen: Tidjane Thiam war Minister der Elfenbeinküste, dann Partner bei McKinsey, machte Karriere beim Londoner Versicherungskonzern Prudential. Kenntnislosigkeit vom Banking und von der Schweiz, beste Voraussetzungen, um Nachfolger von Brady Dougan zu werden. Bis Thiam 2020 über einen Beschattungsskandal stolperte. Was ihn nicht daran hinderte, mehr als 12 Milliarden Aktienwert zu verrösten.

Brady Dougan hingegen war Chef des Investment Banking der CS. Der Sparte, die der Bank die grössten Probleme und Schwierigkeiten plus gigantische Verluste einbrockte. Ideal, um 2007 CEO zu werden, 150 Millionen zu verdienen, den Aktienwert der CS um 62 Milliarden runterzufahren und 2015 in Richtung USA zurückzureiten.

Aber eigentlich begann der Niedergang der Credit Suisse bereits 1997: Ein Partner der gefürchteten Beratungsbude McKinsey, sozialisiert bei der Schweizer Rück, wurde 1997 Vorsitzender der Geschäftsleitung und 2000 VR-Präsident. Lukas Mühlemann schaffte wohl den Weltrekord an Antipathie während des Groundings der Swissair, scheiterte krachend mit seiner Allfinanz-Strategie und musste bereits 2001 zurücktreten.

Allen gemeinsam sind zwei Dinge: weitgehende Kenntnisfreiheit, was die Führung einer Schweizer Riesenbank betrifft. Und der Abgang mit wohlgefüllten Taschen.