Die russische Diplomatie ist bekannt für ihre Zurückhaltung in Wortwahl und Ton. Ihr fehlt das Martialische der Angelsachsen. Doch nun hat das offizielle Russland sein Vokabular gegenüber der Schweiz verschärft.
Das russische Wort für «inakzeptabel» – неприемлемый – bedeutet wortwörtlich «inakzeptabel». Es braucht etwas, bis ein Russe dieses Wort in den Mund nimmt.
Heute stellte Frau Sacharowa, Sprecherin des russischen Aussenministeriums, zusätzlich das Wort «absolut» davor. So qualifizierte der Kreml die Aussage von Bundespräsident Ignazio Cassis, der in Le Quotidien über den von den Russen gebrochenen ewigen Frieden seit 1945 sprach.
Die Nato-Aktion von Belgrad 1999 war eine juristisch zweifelhafte Militäraktion des Westens, die nicht nur den Serben im Gedächtnis blieb. Die ganzen Vorgänge um Serbien und das Kosovo sind für die Russen wichtig.
Die Schweizer Landesregierung unterschätzt die Wirkung ihrer Politik und Aussagen. Hier geht es nicht nur um die Russen.
Übersetzt: Das wird Konsequenzen haben. Die Schweiz, die in Russland geliebt wurde, respektiert für das politische System und die Neutralität, hat in den letzten Wochen viel an Kredit verloren.
Und Bundesrat Cassis gibt nicht auf, als treuer Landesvater unser weltweites Renommee noch ganz zu zerstören.
Hierbei geht es nicht nur um die Wirkung gegenüber Russland, sondern um das Ansehen auf der ganzen Welt.
Sie müssen sich anmelden, um einen Kommentar abzugeben.
Noch kein Kommentar-Konto? Hier kostenlos registrieren.
Ja, absolut inakzeptabel, diese Brüskierung von Russland. Was wäre alles möglich mit einer strikten Einhaltung der Neutralität! Die Freundschaftsbezeugung mit Selenskyj war unnötig, ja schädlich. Die EDA vertritt die offizielle Schweiz und ihre Mitbürger. Da darf nicht die eine Partei innig umarmt und die andere brüsk zurückgestossen oder ignoriert werden. Wie schade, dass diese Gelegenheit der offenen Diplomatie vertan wurde. Ich wünschte mir jemanden wieTim Guldimann als Vertreter der Schweiz.