Carl von Clausewitz ist seit Wochen wieder Ratgeber für alle, die sich über den Krieg um die Ukraine die Augen reiben. «Niemand beginnt einen Krieg – oder wenigstens niemand bei Sinnen –, ohne sich zuerst darüber klar zu sein, was er durch diesen Krieg erreichen und wie er ihn führen will.»

Wladimir Putin ist kein Schüler von Clausewitz, denn seine «Militäroperation» war wirklich schlecht geplant. Klar: Fast jeder Krieg hat die unangenehme Eigenschaft, die beste Planung schnell Makulatur werden zu lassen.

Aber schon der russische Aufmarsch vor dem Krieg liess vermuten, dass hier viel Wunschdenken im Spiel war. Simples Erbsenzählen: Die Ukraine ist ein grosses Land, etwa 15-mal grösser als die Schweiz. Kuwait ist ein kleines Scheichtum, nur halb so gross wie die Schweiz.

Putin glaubte, eine Truppenstärke von 170.000 sei genug, um die Ukraine in die Knie zu zwingen. 1991 bot Präsident Bush Vater aber gut genährte und voll gerüstete 700.000 Mann der Anti-Saddam-Koalition auf, um das kleine Kuwait von den irakischen Besatzern zu befreien.

Auch die logistische Leistung war eindrucksvoll. Und zuerst wurde einen Monat lang bombardiert. Selbst dann gelang es nicht, etwa die Abschussrampen der Scud-Raketen auszuschalten. Die Bewohner von Tel Aviv konnten davon ein Lied singen.

Putin kann natürlich seine Fehlkalkulationen korrigieren. Vorerst allerdings fällt ihm nicht viel mehr ein als eine Strategie der verbrannten Erde. Aber er hat den unschätzbaren Vorteil, jederzeit einen Sieg ausrufen zu können und dies durch seine Sprachrohre validieren zu lassen.

Er ist wahrhaft souverän.