Der Petersburger Dialog, 2001 als halbstaatliche Plattform für das deutsch-russische Gespräch ins Leben gerufen, war ein Kind der unipolaren Weltordnung, letztlich eine Schönwetter-Institution. An der neuen Konfrontation musste dieser Dialog zerbrechen.

2021 setzte der deutsche Trägerverein das Gespräch aus, kürzlich wurde die Auflösung beschlossen. Wortführer der Verweigerung sind einige zivilgesellschaftliche NGOs, darunter das umstrittene Zentrum Liberale Moderne. Nach deren Massgabe ist der deutsch-russische Dialog sinnlos geworden. Die FAZ spricht vom «überfälligen Ende einer Inszenierung».

Manche Anhänger der Gesprächsbereitschaft sehen eine perfide Strategie am Werk. Zielt der Abbruch der bilateralen Formate in Wahrheit auf das Ende jeder eigenständigen deutschen Russlandpolitik? Vorgeblich dient ein solcher Verzicht der Stärkung Europas und der EU-Aussenpolitik.

De facto wäre die Folge, dass die deutsche Russland-Politik künftig in Warschau gemacht wird, in Washington, London oder sonstwo. Kurzum: überall, nur nicht in Berlin.

Als einzig noch verbliebene bilaterale Plattform existiert das 1993 gegründete Deutsch-Russische Forum. Auch diese Institution und ihre Sponsoren stehen unter Wohlverhaltensdruck.

Fortbestehen wird auch der Petersburger Dialog – russischerseits. Dort denkt man nicht daran, das Format aufzugeben. Wenn die Deutschen sich zu vornehm sind, bitte sehr. Auch andere Mütter haben schöne Töchter. Die Ungarn, die Franzosen, die Italiener – Europa besteht nicht nur aus Betonköpfen, die alle Welt in ihr liberales Prokrustesbett zwingen.

Die russischen Arbeitsgruppen des Petersburger Dialogs tagen jedenfalls. Allem Anschein nach sind auch deutsche Teilnehmer willkommen.

Immerhin existiert eine lebendige, russophile deutsche Zivilgesellschaft. Deutsche und Russen können sich in Istanbul treffen oder anderswo. Das Gespräch geht weiter.