Mutige und klare Worte von Badri Hosseini Chamenei: Die Schwester des Revolutionsführers Ali Chamenei, die in Teheran lebt, greift ihren Bruder frontal an und wirft ihm sein hartes Durchgreifen gegen die Hidschab-Proteste vor.

Offenbar hat sie sich die Schelte während Wochen gut überlegt, schreibt sie doch, es sei an der Zeit, zu erklären, «dass ich gegen die Handlungen meines Bruders bin». Der Brief wurde von ihrem Sohn auf Twitter verbreitet. Darin drückt sie ihr Mitgefühl mit allen Müttern aus, «die die Verbrechen der Islamischen Republik beklagen».

Und sie geht noch einen Schritt weiter: Sie spricht von der Ära des «despotischen Kalifats von Ali Chamenei». Zudem fordert sie die «Revolutionsgarden und Söldner auf, ihre Waffen so schnell wie möglich niederzulegen und sich dem Volk anzuschliessen, bevor es zu spät ist».

Der Frontalangriff auf die Islamische Republik ist für sie riskant. Denn ihr Bruder, der Revolutionsführer, schont niemanden, der ihn kritisiert, auch Familienmitglieder nicht.

Das musste bereits seine Nichte Farida Moradchani erfahren: Nachdem sie die Regierung wegen deren brutalen Vorgehens gegen die Demonstrationen in sozialen Medien als «kriminell» und «Kindestöter» bezeichnet hatte, wurde sie Ende November verhaftet. Soeben wurde das Urteil verkündet: Drei Jahre Gefängnis.

 

Ob die familieninterne Rüge zu einem mässigeren Vorgehen gegen die Protestwelle beitragen wird, muss (leider) bezweifelt werden. Denn inzwischen kam es bereits zur Hinrichtung des ersten iranischen Demonstranten. Weil er eine Strassensperre errichtet hatte, war er in einem Schnellverfahren wegen Moharebeh verurteilt worden: Krieg gegen Gott.