Es gibt Ereignisse im Leben, die brennen sich in den Köpfen der Menschen fest – für die Generation unserer Eltern und Grosseltern war es der Mord an John F. Kennedy am 22. November 1963 oder die Mondlandung am 20. Juli 1969; für die Jüngeren waren es die Terroranschläge vom 11. September 2001, als die Welt voller ungläubigem Entsetzen in die USA schaute.

Die Zürcher Fussballfans haben ihre Zeitenwende (im positiven Sinn) am 13. Mai 2006 erlebt; als der FCZ durch einen Treffer des Rumänen Iulian Filipescu in Basel in der 93. Minute den ersten Titel seit einem Vierteljahrhundert gewann und im St.-Jakob-Park das Heimteam, das sich bereits die Meistertrikots übergezogen hatte, paralysierte und Pokal und Party nach Zürich entführte. Jeder, der mit dem Zürcher (oder Basler) Fussball verbunden ist, weiss, was er an diesem Tag machte und wo er das vielleicht berühmteste Tor der jüngeren Schweizer Fussball-Geschichte erlebte. In meinem Fall war es in der lettischen Hauptstadt Riga, wo ich für die Neue Zürcher Zeitung als Eishockey-Chronist von der WM berichtete und dank den kooperativen und unkomplizierten Technikern des Schweizer Fernsehens das Spiel der Spiele auf Grossleinwand in der Klubbar des lettischen Serienmeisters Skonto Riga verfolgen konnte. Allein für diesen Moment lohnten sich sämtliche Gebührengelder, die ich in den vergangenen dreissig Jahren an den staatlichen Rundfunk überwiesen habe. Danke, SRF!

Doch zurück zum Wesentlichen. Filipescus Treffer war der Anfang einer kurzen Dominanz des FCZ. Noch zweimal, 2007 und 2009, konnte der (selbsternannte) Stadtklub in den Jahren danach den Titel gewinnen, ehe er sich im sportlichen Halbdunkeln wiederfand, kurzfristig sogar aus der Elite abstieg – und vor allem von etwas träumte: von besseren Zeiten.
Die sind nun eingetreten – und dies just in einer Phase, in der die Zürcher Sportklubs in einer Intensität singen und lachen, wie dies seit dem Rütlischwur kaum je der Fall war. Neben dem FCZ und den ZSC Lions dominieren auch der FC Winterthur und der EHC Kloten ihre Ligen. Sowohl im Unihockey als auch im Handball regnet es für die Zürcher Klubs Titel – und im Frauenfussball ist der Cup-Final eine innerzürcherische Angelegenheit zwischen dem FCZ und GC. Egal, wer auch verliert – Zürich gewinnt so oder so.

Läuft es aus FCZ-Warte optimal, kommt es am nächsten Sonntag in Basel zu einem Déjà-vu – wenn das vierte Saisonduell mit dem Erzrivalen ansteht. Es ist eine «Finalissima» mit einseitigen Vorzeichen. Fünf Runden vor Saisonschluss liegt der FCZ dreizehn Punkte vor dem FCB. Ein Punkt genügt ihm, um den dreizehnten Titel der Klubgeschichte auch rechnerisch klarzumachen. Der FC Basel wird freilich alles daransetzen, dies (noch) zu verhindern. Bezüglich der Zürcher Meistfeier gilt aber (sportartenübergreifend): Aufgeschoben wäre nicht aufgehoben.