Simonetta Sommaruga hielt in Locarno an einer Veranstaltung des Verlegerverbandes eine Rede, die beispielhaft zeigt, wie viele Politiker, die (zu) lange im Geschäft sind, ticken.

Die Bundesrätin ist seit 2010 Mitglied der Landesregierung. Die Sozialdemokratin verantwortet in der ersten Reihe, was in diesem Staat gut und was schlecht läuft. In ihrer Rede tut die Magistratin jedoch so, als stünde sie nicht in der Pflicht, sondern sei quasi eine unbeteiligte Person.

Die Schweiz wäre zu stark von Energie-Importen abhängig, beklagte ausgerechnet die Volksvertreterin, die seit bald vier Jahren Energieministerin des Landes ist.

Das Land müsse sich stärker nach Europa orientieren, verlangte sie. Nur sitzt die Bernerin seit zwölf Jahren in genau jenem Gremium, das die Aussenpolitik der Eidgenossenschaft definiert.

Und als wäre das nicht genug: In ihrer Ansprache macht die Medienministerin das Parlament verantwortlich, dass ihr Mediengesetz im Februar vor dem Volk krachend scheiterte. National- und Ständerat hätten das Paket überladen, so die Analyse ihres blame game.

Sie sei «voller Energie», rief Sommaruga dem Publikum zu. Wer ihre Rede studiert, bekommt den gegenteiligen Eindruck. Hier ist eine Repräsentantin am Werk, die ihren Zenit ganz offensichtlich überschritten hat und amtsmüde ist.