Der britische Premierminister Boris Johnson ersuchte «die G-7-Staaten vergeblich, die Sanktionen gegen Russland zu verschärfen». Die BBC konstatierte sein Scheitern vor fünf Jahren, als Johnson noch Aussenminister war und zu Recht für ein härteres Auftreten gegenüber Russland plädierte.

Leider wurde er nicht ernst genommen, und das ist kein Zufall.

Denn Johnson ist ein brillanter, mitunter charismatischer Innenpolitiker, aber die Diplomatie ist nicht seine Stärke. Das zeigt sich jetzt wieder im Ukraine-Konflikt: Zwar lässt Boris Johnson erneut die Muskeln spielen, denn Grossbritannien ist auf keine russische Energieversorgung angewiesen. Das Vereinigte Königreich verfügt zudem, neben Frankreich, als einziges westeuropäisches Land über Nuklearwaffen.

Aber wirklichen Einfluss vermag Johnson auf der internationalen Bühne dennoch nicht zu nehmen.

Der Franzose Emmanuel Macron und der Türke Recep Erdogan sind die Vermittler, die auf die Protagonisten im Ukraine-Krieg allenfalls einwirken. Kommt dazu, dass das britische Aussenministerium mit Elizabeth Truss derzeit schlecht bestückt ist. Sie wollte in den Tagen vor der Invasion in mangelhaft vorbereiteten Gesprächen den russischen Aussenminister Lawrow einschüchtern – doch dieser machte sich lustig über sie. Denn Truss hatte nicht begriffen, dass die Gebiete Rostow und Woronesch nicht zur Ukraine gehören und damit unbestrittener Teil Russlands sind.

«Global Britain» lautet die Devise von Johnsons Aussenpolitik. Bis jetzt wurde sie höchstens in Friedenszeiten gehört.