Das Schauspielhaus Zürich gehört zu den renommiertesten kulturellen Einrichtungen des Landes. Unter der neuen Intendanz von Benjamin von Blomberg und Nicolas Stemann sinken die Publikumszahlen aber markant. Vor allem bei traditionsbewussten Theaterbesuchern kommt der Hang zu Diversität und woken Themen gar nicht gut an.

In einem Interview mit dem Tages-Anzeiger verteidigt Stadtpräsidentin Corine Mauch die Führung in allen Belangen. Die Kritik der FDP, dass «der woke Einheitsbrei» viele abschrecke und ausschliesse statt integriere, kontert Mauch mit den Worten: «Das sind Kampfbegriffe. Die Thematik wird politisch wie medial hochgekocht. Mich überzeugt die Arbeit der neuen Intendanz auch künstlerisch.»

Auch dass vor gewissen Stücken «Triggerwarnungen» ausgesprochen werden, die das Publikum auf sensible Inhalte vorbereiten sollen, empfindet die Stadtpräsidentin als zeitgemäss. Wir befänden uns in einer Phase des gesellschaftlichen Umbruchs, sagt sie.

Was lange gegolten habe, gelte heute nicht mehr: «Es gibt keine glasklaren Antworten. Also müssen wir verschiedene Dinge ausprobieren. So lief gesellschaftlicher Wandel schon immer ab. Auch bei der Ehe für alle waren ganz viele Schritte und Auseinandersetzungen nötig, bis etwas einst Undenkbares möglich wurde.»

Mauch relativiert die sinkenden Abozahlen mit dem Fakt, dass angeblich nun ein jüngeres Publikum angesprochen werde. Dabei klammert sie grosszügig aus, dass sie jene Besucher vor den Kopf stösst, die dem Schauspielhaus über Jahrzehnte die Treue gehalten hatten und nicht wegen einer politischen Gesinnung ins Theater kamen, sondern wegen des kulturellen Erlebnisses.

Und daran dürfte sich eigentlich auch in einer rot-grün geprägten Stadt nichts ändern.