In die eher schlechtgelaunte Trübnis der deutschen Politik bringt Roger Köppel einen Lichtschimmer. Im bleiplattenschweren Pessimismus des Hickhacks fehlt der Blick aufs Grosse und Wesentliche: Die Bundesrepublik Deutschland ist und bleibt eine beispiellose Erfolgsgeschichte. Das Land ist schon mit weit grösseren Problemen fertig geworden. Zur Verzweiflung besteht kein Grund. Seite 3

Wie umstritten und angefeindet der Erfolgsweg der sozialen Marktwirtschaft nach den Trümmern des verlorenen Weltkriegs war, belegt ein Text von Wilhelm Röpke (1899–1966), der 1961 in der Neuen Zürcher Zeitung erschien. Dieser Ökonom gehört zu den bedeutendsten und mutigsten Vordenkern des Liberalismus im 21. Jahrhundert. Röpke wurde als jüngster deutscher Professor nach Marburg berufen, wo ihn die Nazis wegen seines öffentlichen Eintretens für Freiheit, Recht und Humanität sofort von seinem Lehrstuhl vertrieben. Er floh nach Istanbul und lehrte ab 1938 am Institut des Hautes Études der Universität Genf. Seite 8

Rede und Gegenrede – das ist die Weltwoche, seit über neunzig Jahren. Letzte Woche titelten wir: «Titan aus Jerusalem». Unser Autor Francis Pike würdigte Israels Premier Netanjahu als «grössten Staatsmann unserer Zeit». Diesmal setzt unser Kollege Guy Mettan den Gegenakzent und beschäftigt sich mit der «Doppelmoral des Westens» in der Beurteilung der Kriege in Gaza und in der Ukraine. Mettan sieht Netanjahu weit kritischer als Pike, und beide Autoren haben recht – aus ihrer Sicht. Womöglich ist die Weltwoche die einzige Zeitung der Welt, die sich den grossen Streitfragen bewusst aus unterschiedlichen Perspektiven nähert. Niemand besitzt die Wahrheit, und es gibt immer eine andere Sicht. Je einhelliger die Meinungen, desto dringlicher wird es, sie durch Einspruch zu kontern. Die Weltwoche folgt keinem redaktionellen Konsens, sie will ihren Lesern keine politische Linie verordnen. Nur in der widersprüchlichen, faszinierenden Vielfalt der Gedanken liegt der Schlüssel zu einem besseren Verständnis der Menschen und der Welt. Seite 22

Er kam aus den Tiefen des damaligen Westberlin, brach die Schule ab und die Lehre als Fensterreiniger und wurde einer der besten Boxer, die Deutschland je hervorgebracht hat: Graciano «Rocky» Rocchigiani. Er kämpfte mit dem Herzen. Für alles, gegen alles. Er liess sich nichts sagen, er eckte an, er war der Anti-Entwurf des neuen Deutschland nach dem Mauerfall. Seine Siege und vor allem seine Niederlagen im Boxring und in seinem Leben sind legendär. Und machen ihn, immer noch, zu einem der letzten wahren deutschen Helden. Til Schweiger hat dieses Epos verfilmt («Graciano Rocchigiani. Das Herz eines Boxers»). Weltwoche-Verleger Roger Köppel war an der Premiere in Berlin. Sein begeistertes Urteil: «Grandios!» Seite 28

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