Für Bundespräsident Ignazio Cassis ist es eine herbe Enttäuschung.

Politstars fehlen an seiner Ukraine-Konferenz in Lugano. Dem Treffen kommt keine grosse Bedeutung zu.

SRF hat das nicht gecheckt. Tessin-Korrespondent Marcel Niedermann kochte am Montag in «Schweiz aktuell» über.

Er sagte berauscht: «Wichtig ist für Lugano das Bild vom Shakehands von Ursula von der Leyen und Ignazio Cassis. Es geht um die Welt.» Der aufgeregte Übereifrige hat am Luganer See alles aufs Schiff geladen: «Das Ergebnis der Konferenz wird noch lange den Namen der Stadt in die Welt hinaustragen.»

Damit nicht genug: «Die grosse Mehrheit der Luganesi ist sehr stolz darauf, dass Lugano der Mittelpunkt der Weltpolitik ist und nicht Genf oder Bern.» Seit wann sind Genf und Bern Zentren der Weltpolitik? Was hat dieser effekthaschende Mann geraucht?

Die «Tagesschau» sprach von «starker Symbolkraft», berichtete ansonsten aber sachlich über das Treffen, ebenso «10 vor 10».

In der Hauptausgabe der ZDF-Nachrichtensendung «Heute» wurde erst gegen Schluss mit ein paar Sätzen – und einem Standbild – über Cassis’ Konferenz berichtet. Nichts mit Händeschütteln und Küsschen.

Die Hauptthemen der ARD-«Tagesschau» waren die hohe Inflation, die Gasversorgung, der Gletscherabbruch in den Dolomiten, der Streik an deutschen Unikliniken und der Amoklauf in Kopenhagen. An sechster Stelle folgte ein Kurzbericht aus Lugano.

So viel zur Weltpolitik im Sottoceneri.