Am Anfang war der Vorschlag von Energieministerin Simonetta Sommaruga, dass die Schweizer aus Stromspargründen nur noch zu zweit duschen sollen.

Danach folgte die Aufforderung von Wirtschaftsvorsteher Guy Parmelin, das Heizen im Winter bei 19 Grad zu deckeln.

Von den internationalen Medien wurde die Geschichte genüsslich aufgenommen: In Kanada titelte der Western Standard, dass in der Schweiz bei Verstoss gegen die 19-Grad-Regel Gefängnis drohe. US-Portale zogen ebenso nach wie die englische Boulevardpresse.

Last, but not least bediente sich auch die russische Propaganda der Steilvorlage und setzte via soziale Medien ein fingiertes Plakat in Umlauf, auf dem 200 Franken «Kopfgeld» versprochen werden, wenn ein Energieverschwender angezeigt wird.

Dabei hatten die Russen ihre Hausaufgaben gemacht: Die aufgeführte Telefonnummer entsprach dem Sekretariat des Sommaruga-Departements Uvek (Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation). Dort klingelt seither das Telefon Sturm – von Menschen, die verunsichert sind und wissen wollen, ob sie wirklich damit rechnen müssen, dass sie vom eigenen Nachbarn angezeigt oder von der Heizpolizei ins Gefängnis gesteckt werden.

Beim Uvek reagiert man genervt, appelliert an die Medien, nicht weiter über den Fall zu berichten, und setzt unter dem Titel «Falschmeldung» seinerseits eine Botschaft ins Netz, die sich von besagtem Plakat distanziert.

Bleibt zu hoffen, dass der Lerneffekt nicht ausbleibt: Denn als Bundesamt für Kommunikation müsste man eigentlich wissen, dass die richtige Wortwahl im Krisenmanagement zentral ist.

Und wer die Bürger derart aufs Glatteis führt, dass es selbst in Kanada, England und Russland zu grossen Schlagzeilen führt, müsste eigentlich spätestens jetzt realisieren: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.