Am 20. Dezember 2021 wurde Alex Frei als Trainer des FC Winterthur vorgestellt. Damals sagte Oliver Kaiser, sportlicher Leiter des Klubs: «Wir sind überzeugt, mit Alex Frei eine starke Persönlichkeit gefunden zu haben, die mutig und ambitioniert ist und das Team und die einzelnen Spieler weiterbringen kann.» Auch Frei zeigte sich «stolz und glücklich, ein Teil der Geschichte des FC Winterthur zu werden». Er werde mit seinem Team intensiv arbeiten und alles dafür tun, den Ansprüchen des FCW gerecht zu werden.

Frei hielt Wort. In einem fast schon märchenhaften Steigerungslauf führte er die Winterthurer an die Spitze und am Schluss zurück in die Super League – nach der Ewigkeit von 37 Jahren.

Doch damit geht die gemeinsame Geschichte von Frei in Winterthur auch schon zu Ende. Nach nur fünf Monaten. Der Urbasler folgt seinem Stammklub und ergreift die erstbeste Chance, wieder auf höchstem Niveau Fuss zu fassen. Sein Vertrag in Winterthur bis 2023 ändert daran nichts. Ausstiegsklausel lautet das Zauberwort, das jegliche moralischen und arbeitsrechtlichen Verpflichtungen obsolet macht.

Auch in Zürich wurde am vergangenen Wochenende Champagner verspritzt. Der FCZ feierte seinen 13. Meistertitel – nach 13 Jahren Wartezeit. Die zentrale Figur im Freudentaumel: der deutsche Trainer André Breitenreiter. Er machte innert weniger Wochen aus Dauerverlierern ein Spitzenteam und veredelte vermeintliche Fehleinkäufe zu Goal-Gettern und Starregisseuren.

Doch schon in der Nacht der grossen Feier drang aus der deutschen Provinz die Nachricht durch: Breitenreiter zieht es zurück in die Bundesliga – nach Sinsheim zur TSG Hoffenheim, einem Klub, der vom Milliardär Dietmar Hopp innert weniger Jahre von der Regionalliga in die Beletage geführt wurde.

Anfänglich hüllte sich Breitenreiter noch in kryptisches Schweigen. Gestern aber kam sowohl aus Deutschland wie auch aus Zürich die Vollzugsmeldung. Dass der FCZ für die Auflösung des weiterlaufenden Vertrags 300.000 Franken kassiert, ist kaum eine Randbemerkung wert.

Was lehren uns diese Geschichten? Eigentlich nichts Neues. Sie bestätigen vielmehr eine entscheidende Tatsache: In der schnelllebigen des Welt des Spitzenfussballs ist für Sozialromantik oder Klubtreue kein Platz. Ein Schweizer Klub, der überraschende Erfolg feiert, wird eher früher als später auch ein Opfer davon. Letztlich steht sich jeder selber am nächsten. Deshalb sind die Entscheidungen von Alex Frei und André Breitenreiter absolut nachvollziehbar.