Aus selbsternannten Friedensaposteln wurden über Nacht Politiker, die den Ukrainern jene Waffen schicken wollen, die sie während ihrer ganzen politischen Laufbahn aus der Welt schaffen wollten.

In der Schweiz befürwortet der grüne Ex-Nationalrat und bekannte Pazifist Jo Lang die Lieferung von Kriegsgerät nach Osteuropa, wie er der Weltwoche erzählte. Wer sich auf eine solche Achterbahn begibt, muss sich die Argumente so zurechtlegen, dass es den neutralen Beobachter fassungslos zurücklässt.

In Deutschland wurde Jo Langs Parteikollege – Anton Hofreiter – von der FAZ am Sonntag gefragt, weshalb er unbedingt verlange, dass sein Land schwere Waffen in die Ukraine schicke. Schliesslich habe der spätere grüne Aussenminister Joschka Fischer 1983 erklärt, die Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen zur Abschreckung der Sowjetunion sei die Vorbereitung einer «Massenvernichtung», und dass Auschwitz eigentlich mahne, «diese Logik zu denunzieren».

Statt nachzudenken, gab das Mitglied des Deutschen Bundestages Folgendes zu Protokoll: «Die Situation ist nicht vergleichbar. Die Sowjetunion war damals ein Kollektiv, das auf den Status quo bedacht war, und kein diktatorisches Reich mit einem aggressiven Expansionismus.»

Was für ein Hohn! Was sagen die Ungarn, die Tschechen und vor allem die Afghanen, die 1979 von den Russen überfallen wurden?

Es wird einem angst und bang, wenn man daran denkt, dass solche Politiker, die solchen geschichtsblinden Unsinn erzählen, mitdebattieren und mitentscheiden, welchen Kurs Deutschland im Ukraine-Konflikt einschlägt.

Und an die Adresse von Jo Lang: Glücklicherweise darf die Schweiz aus neutralitätsrechtlichen Gründen keine Waffen an Kriegsparteien liefern. Sonst, wer weiss: Vielleicht würde der Schweizer Grüne auch seinem deutschen Parteikollegen nacheifern wollen.