Im Fussball ist es wie im richtigen Leben. Das gute liegt oft ganz nah: auf dem Pausenplatz der Primarschule oder im Hinterhof des Miethauses.

Zwar wird der unerlaubte Rückpass dort noch nicht mit letzter Konsequenz abgepfiffen, das passive Abseits kennt man nur vom Hörensagen, und weder Fifa noch Uefa versuchen die eigenen Funktionäre in Position zu bringen, doch es wird gekickt, dass die Fetzen fliegen und dass es jedem Fussballfan warm ums Herz wird: Hechtköpfler, Direktabnahmen, Halbvolley und Dribblings wie am Fernseher.

Aber dann kam er: Herr Pfister. Er ist weder Abfallpolizist noch Billett-Kontrolleur. Auch Möbel verkauft er keine.

Herr Pfister ist als Hausabwart für die Rasenfläche zuständig, auf der die fussballerischen Träume noch ungehindert in den Himmel wachsen. Herr Pfister hat ein unbestechliches Auge für ramponierte Grasnarben, havarierte Geranienkisten und umgeknickte Zierpflanzen, doch sein fussballerischer Weitblick endet irgendwo zwischen Rosenbusch und Gartenzaun.

Statt eines starken linken Fusses hat Herr Pfister einen grünen Daumen. Jetzt stehen Sie da – die Schilder, die nur Haus-, Schul- und andere Abwarte glücklich machen: «Das Fussballspielen ist im ganzen Hof verboten.»

Übersetzungen auf Türkisch und Serbokroatisch fehlen, doch Missverständnisse sind grenzüberschreitend ausgeschlossen. Herr Pfister hat für Ruhe und Ordnung gesorgt. Nun hört man endlich das Gras wieder wachsen.

Wer nun denkt, diese Verhinderungstaktik sei ein bedauernswerter Einzelfall, hat in dieser Woche vermutliche keine Zeitung gelesen: Wie Neue Zürcher Zeitung und Tages-Anzeiger berichten, wird das Fussballspielen in den Pausen in den Zürcher Schulhäusern Borrweg und Friesenberg verboten.

Grund: In den vergangenen Monaten kam es beim Fussballspielen regelmässig zu Ausschreitungen. «Die Kinder haben einander im Hooligan-Stil runtergemacht und sind nach der Pause mit Schlachtgesängen in die Schulhäuser eingezogen», sagte Martin Gehrig, Schulleiter der Schule Am Üetliberg gegenüber der NZZ.

Die Schule habe mehrmals mit den Kindern geredet. Doch die Meinungsverschiedenheiten hätten sich gehäuft. Die beleidigende Art der Schüler sei der Schulleitung zu viel geworden.

Vorderhand gilt das Fussballverbot für den Monat Mai. Dann soll die Lage neu beurteilt werden.

Stellt sich die Frage, was mit der (immer wieder beschworenen) integrativen Kraft des Sports und der verbindenden Wirkung des Fussballs ist? Sind dies bloss Illusionen von hoffnungslosen Romantikern?

Oder müsste man gar noch einen Schritt weiter gehen – und die Pausen während des Schulunterrichts ganz streichen? Sind die Kinder und Jugendlichen ständig unter Aufsicht, ist die Gefahr von Verfehlungen und Grenzüberschreitungen kleiner. Allerdings kann dann auch der Lerneffekt ausgeschlossen werden.