Ich weiss, Sie sind nicht dafür verantwortlich, Sie leiten die SBB erst seit knapp drei Jahren. Und Sie haben Schwein gehabt, dass das Credit-Suisse-Schlamassel alle andern Skandale medial zugedeckt hat. Wenigstens sind Sie als Freiburger ein echter Hoffnungsträger und werden vielleicht die Interessen der Westschweiz besser vertreten als Ihre Vorgänger. Der Skandal kann in wenigen Jahreszahlen ausgedrückt werden: Die Erneuerung des Bahnhofs von Lausanne, des wichtigsten Verkehrsknotenpunktes der Westschweiz, wurde 2010 geplant, sie sollte 2025 realisiert sein, dann wurde sie verschoben auf 2032, dann auf 2033 – und kürzlich wurde bekannt, dass wir bis 2037 warten müssen. Gerade so, als wäre unter dem Bahnhof irgendein Monster aufgetaucht, das es jetzt zu bekämpfen gelte.
Dabei sind die Verschiebungen nur auf die Inkompetenz von Ingenieuren und vor allem von Beamten des Bundesamtes für Verkehr zurückzuführen, die die Waadtländer jahrelang an der Nase herumgeführt, Dossiers auf die lange Bank geschoben, schlecht kommuniziert und immer wieder Nachbesserungen verlangt haben, alles im Berner Tempo. Oder sagen wir mal, im Tempo der Züge, die von Lausanne nach Bern fahren, mit der Geschwindigkeit einer Tschutschubahn fürs Sightseeing.
Ja klar, das Greyerzerland ist schön, ab Bern geht’s dann in Windeseile weiter, es gibt offenbar einen SBB-Graben. Wenn wir schon beim Reklamieren sind: Die Züge zwischen Lausanne und Genf sind zu Stosszeiten überfüllt, die technischen Pannen zahlreich. Die Anzahl direkter Züge von Lausanne nach Basel wurde stark reduziert.
Ah, noch eins: Wer aus Nostalgie die alten Züge der SBB geniessen will, muss ins Wallis fahren. Item: Leider ist die klimabewegte Jugend zu wenig gut informiert, um sich mal die SBB vorzunehmen, statt immer wieder Menschen in der Stadt daran zu hindern, ihrer Arbeit nachzugehen. Stellen Sie sich mal vor, diese Projekt-Schlamperei hätte in und um Zürich stattgefunden. Es würden viele Köpfe rollen, nachträglich.
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