Sie ist derzeit in aller Munde: die Alternative für Deutschland (AfD). Doch wer hat sie erfunden? Martin Renner. Das Mitglied des Bundestags ist der letzte verbliebene Parteigründer. Mehr noch: Ohne ihn gäbe es die AfD so gar nicht. Mit einer Brandrede überzeugte er vor elf Jahren den Professorenklub um Eurokritiker Bernd Lucke von der Gründung einer politischen Partei. Und er steuerte auch ihren Namen und ihr Logo bei. Renner hat eine interessante Karriere in der Wirtschaft zurückgelegt und zehrt, wie er Philipp Gut erzählt, bis heute von der Schulung durch Jesuiten, die ihn unter anderem in der dialektischen «Kunst des Rechtbehaltens» unterwiesen haben. Seite 20

Migrationsforscher aus den Niederlanden lassen aufhorchen. Sie haben die «Folgen der Einwanderung für die öffentlichen Finanzen» berechnet. Setze sich die Masseneinwanderung fort wie gewohnt, bedeute dies «das Ende des Wohlfahrtsstaates, wie wir ihn heute kennen», lautet die Kernbotschaft. Am teuersten sind Flüchtlinge aus Afrika und dem Nahen Osten, belegt die in ihrer Art bislang einzigartige Studie. Anders, als oft behauptet wird, bringen Zuwanderer im Schnitt keinerlei positive Effekte für die Staatskasse. Die Forscher verstehen ihre Studie als Weckruf für die Politik. Gemäss Uno-Prognosen wird die Migration aus Afrika und dem Nahen Osten nach Europa massiv steigen. Um die Zerstörung unserer Sozialsysteme zu verhindern, «sollten wir mit dem Asylrecht für Menschen von ausserhalb Europas Schluss -machen. Unbedingt», sagt Mitautor Jan van de Beek im Gespräch mit der Weltwoche. Seite 22

Sein Leben lang war unser Autor Matthias Matussek von Franz Kafka fasziniert. Kafka zwinge zur Selbstbegegnung, deshalb beginnt Matusseks Reportage-Essay mit einer solchen im mitternächtlichen Prag. Anlass für seinen Essay ist eine neue Kafka-Erkundung des Schriftsteller-Philosophen Rüdiger Safranski. Besonders aktuell ist für Matussek Kafkas Roman «Der Prozess», der mit dem Satz beginnt: «Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.» Da wir in Zeiten lebten, in denen staatliche Stellen zur Denunziation aufforderten und die Anklagen auf vagestmögliche Weise erhoben würden, so Matussek, «wird auch dieser Roman auf bitterste Weise aktuell bleiben». Gleichzeitig bleibe Kafka auch ästhetisch ein Richtmass der Perfektion. Seine Prosa ziele direkt ins Herz, seine Bücher seien absolute Literatur, schreibt Matussek über seinen Helden. Ein Entrücktheitszauber und Jenseitsrausch beseele diese Werke, die noch hundert Jahre nach dem Tod ihres Schöpfers leuchteten. Auf sieben reich bebilderten Seiten spürt Matussek der Faszination Kafka nach – mit einer Sprachmächtigkeit, die dem Gegenstand seiner Untersuchung durchaus angemessen ist. Seite 33–40

 

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