Im Laufe der Geschichte wurden Juden in antisemitischen Filmen und in der Propaganda oft als böse Karikaturen mit grossen hakigen Nasen dargestellt.

Jetzt aber, da Bradley Cooper den jüdischen Stardirigenten und Komponisten Leonard Bernstein in einem biografischen Film spielt und sich dazu seine Nase etwas verlängern liess, um, wie er wohl dachte, authentischer zu wirken, ist es auch nicht recht.

In den sozialen Medien melden sich besorgte Bürger zu Wort, wobei es sich meist um Nichtjuden handelt. Sie kritisieren, dass Cooper, der kein Jude ist, Bernstein, der Jude war, nicht mit einer falschen Nase spielen sollte, weil das irgendwie und irgendwo und überhaupt antisemitisch sei. «Jewfacing», lautet der Vorwurf der woken Gemeinde.

Juden haben mit der Nasenprothese des Schauspielers indessen weniger Probleme. Ein Sprecher der Anti-Defamation League, die keinen Spass versteht, wenn sie nur schon einen Hauch von Antisemitismus wittert, will im Fall Cooper/Bernstein nichts Böses erkennen.

Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sagte in einem Interview mit der Rheinischen Post, einer historischen Figur durch Maske optisch möglichst nahe zu kommen, sei aus seiner Sicht unproblematisch.

Und Bernsteins Kinder meinen, ihr Vater habe tatsächlich eine «schöne, grosse Nase» gehabt. Sie seien vollkommen damit einverstanden, dass Cooper nachgeholfen habe, diese Ähnlichkeit herzustellen. Das wäre bestimmt auch ihrem Vater recht gewesen, schreiben sie in einer gemeinsamen Mitteilung.

Also Entwarnung: Cooper stellt ja keine x-beliebige jüdische Figur dar, die er durch die Verwendung von Stereotypen als Juden erkenntlich machen will. Bei Bernstein handelt es sich um eine Ikone der Musikgeschichte. Er war ein gefeierter amerikanischer Komponist, Dirigent, Autor, Musikdozent und Pianist. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die spektakuläre «West Side Story», «Candide» und die «Chichester Psalms».

Der Kontroverse um die lange Nase begegnet man deshalb am besten mit Humor. Ein Beispiel dafür liefert ein jüdischer Softwareingenieur auf X, dem ehemaligen Twitter: Die lange Nase als Identifikationsmerkmal sei für ihn nur okay, wenn Cooper auch eine prothetische Beschneidung über sich ergehen lasse – dem Realismus zuliebe.