Am Ende war es überdeutlich. Im zweiten Wahlgang der Ersatzwahlen für den St. Galler Ständerat holt Esther Friedli (SVP) 70.449 Stimmen, Gegenkandidatin Barbara Gysi (SP) 45.293. Schon in der ersten Runde hatte Friedli massiv vorgelegt und war damit klare Favoritin.

Gysi konnte zwar zusätzlich die Stimmen der Wählerschaft der Grünen abschöpfen, die nicht mehr angetreten waren. Der von ihr erhoffte Exploit bis in bürgerliche Reihen blieb aber aus.

Die SVP ist damit erstmals im St. Galler Ständerat vertreten. Das war ihr in der Vergangenheit nie gelungen, obwohl sie es regelmässig mit Spitzenkräften versucht hatte.

Sogar der damalige SVP-Präsident Toni Brunner war 2011 gescheitert – am Parlaments-Urgestein Paul Rechsteiner (SP), dessen Rücktritt die Ersatzwahl nötig gemacht hatte.

Wäre auch Nationalrätin Esther Friedli, Brunners Lebensgefährtin, gescheitert, wäre die Botschaft klar gewesen: Die St. Galler wollen der SVP keinen Ständeratssitz zugestehen. Eine stärkere Waffe als Friedli – hart in der Sache, aber konziliant im Ton – hat die Partei schlicht nicht im Arsenal.

Nun ist der Bann gebrochen. Der Unterschied diesmal: Friedli war, wie auch Umfragen zeigten, auch für Anhänger anderer Parteien wählbar. Vor allem aus der FDP flogen ihr viele Herzen zu.

SP-Nationalrätin Barbara Gysi hingegen ist trotz ihres gewerkschaftlichen Engagements kein Paul Rechsteiner. Nur ihm als grauer Eminenz der Schweizer Politik konnte aus den Reihen der SP das Kunststück gelingen, die SVP zu überflügeln.

Damit ist die St. Galler Ständeratsvertretung wieder rein bürgerlich. Neben Friedli amtet Benedikt Würth (Die Mitte). Die SP hatte vergeblich versucht, ein bürgerlich-linkes Duo als Erfolgsrezept zu vermarkten.