Claude Wild vertrat bis vor kurzem als Botschafter die Interessen der Schweiz in der Ukraine. Dieses Jahr wechselte der Karrierediplomat, um als ständiger Vertreter der Eidgenossenschaft beim Europarat in Strassburg tätig zu sein.

In einem Interview mit Tele Züri zeigte sich der Westschweizer Ambassador wenig diplomatisch: Wild machte klar, was er von der Schweizer Neutralität hält: nämlich herzlich wenig.

«Wir haben kein Interesse, nützliche Idioten eines Aggressors zu werden», schimpfte der Repräsentant des Landes. Vielmehr sei es im Sicherheitsinteresse des Landes, dass die Ukraine den Angreifer zurückdrängen könne. Die Schweiz müsse aufpassen, dass sie nicht in einen «Neutralitäts-Fetischismus» verfalle.

Heisst übersetzt: In den letzten Monaten hatte Bern einen Vertreter in Kiew, der sich nun von der von Parlament und Bundesrat bestätigten Neutralitätspolitik der Schweiz öffentlich distanziert. Erstaunlich, dass eine solche Haltung vom Aussendepartement geduldet wird.

Damit verfestigt sich ein Eindruck, den Beobachter im Bundeshaus schon lange haben: Die EDA-Beamten verfolgen ihre eigenen Ziele in der Aussenpolitik – Einsitz im Uno-Sicherheitsrat, Rahmenabkommen oder Zertrümmerung der Neutralität lassen grüssen.

Die Frage ist, wer diese Diplomaten stoppt.