1977 erreichte Pepe Lienhard mit dem Titel «Swiss Lady» am Grand Prix Eurovision den sechsten Platz.
Dabei machte er eine Erfahrung, die gegenwärtig zu den meistdiskutierten Themen im Musikgeschäft zählt: Pepe Lienhard wurde der «kulturellen Aneignung» bezichtigt.
Seine «Straftat» bestand darin, dass er den persisch-stämmigen Musiker Mostafa Kafa’i Azimi mit einem Alphorn auf die Bühne schickte.
Darauf habe eine Schweizer Folklorevereinigung ein geharnischtes Schreiben verfasst und ihn der «Verhunzung des Schweizer Nationalinstrumentes» bezichtigt – weil es fernab von Gut und Böse sei, dass «ein Türke» Alphorn spiele.
Lienhard schüttelt auch mit 45 Jahren Abstand den Kopf darüber: «Das ist absoluter Bullshit. Mostafa spielte das Instrument, weil er es besser beherrschte als alle anderen – und er hat mit seinen Auftritten dem Alphorn einen enormen Popularitätsschub verliehen.»
Ganz grundsätzlich ist Lienhard der Meinung, dass die Diskussion um die kulturelle Aneignung weit übers Ziel hinausschiesst: «Die Musik ist vielleicht das einzige wirklich verbindende Element der Welt. Es führt Menschen aller Kulturen, Gesellschaftsschichten und Gesinnungen zusammen. In meinem Orchester haben schon Schwarze, Gelbe, Weisse und Rote zusammengespielt – und Schwule und Lesben mit Heterosexuellen. Und niemand fühlte sich ausgegrenzt.»
Würde man diesen falschen Gedanken zu Ende denken, dürften Japaner nie mehr Beethoven oder Mozart spielen, Europäer weder Jazz noch Blues und Australier nichts von allem.
Und dann bringt Pepe Lienhard seine Meinung auf den Punkt: «Wer einen solchen Schwachsinn verbreitet, nimmt sich viel zu wichtig – und hat die wahre Bedeutung der Musik nicht verstanden.»