Erpressungsaffäre, anzügliche Bemerkungen an Parlamentarierinnen, Irrflug nach Frankreich – und jetzt die Corona-Leaks: Informationen an den Ringier-Verlag.

Bundesrat Alain Berset lässt nichts aus.

Dass der Sozialdemokrat immer noch in Amt und Würden ist, scheint grotesk. Es gibt keinen Grund auf der Welt, weshalb der SP-Vertreter nicht endlich seinen Hut nimmt.

Wären da nicht seine eigenen Leute: Sie dürften alles unternehmen, um das diskreditierte Mitglied der Landesregierung – notabene Bundespräsident – über die nächsten Monate zu schleppen.

Der Grund ist einfach: Die SP verliert immer mehr Wählerinnen und Wähler.

Das Letzte, was die angeschlagenen Genossen im Wahljahr 2023 benötigen, ist ein Repräsentant in der Landesregierung, der wegen Skandalen in seiner Amtsführung den Hut nehmen muss. Es wäre das Eingeständnis des Scheiterns ihres wichtigsten Aushängeschildes, dem mit Abstand bedeutendsten, einflussreichsten Sozialdemokraten der vergangenen zwanzig Jahre.

Ergo resultiert: Die Chefgenossen werden versuchen, den Fall Berset auszusitzen – bis sicher nach den Wahlen Ende Oktober.

Aber auch die Heerscharen von linken Medienschaffenden – nicht nur bei Ringier – haben kein Interesse, dass ihre Lichtgestalt eingestehen muss, als Bundesrat versagt zu haben. Zu lange folgten sie ihm als Jünger. Auch sie müssten sich unangenehme Fragen stellen lassen.

Mitgegangen, mitgefangen: Das System Berset wankt.

Ob, wie und wann es zusammenbricht, ist offen.